Vor Dijon war's;
_ doch eh ich's euch erzähle,
Knüpf einer doch die Binde
mir zurecht,
Mich schmerzt der Arm, sie sitzt
wohl schlecht;
So!- so!- nun euer Herz sich stähle:
Vor Dijon war's; die Pässe
der Vogesen
Bedrohte Garibaldis bunte Schar,
Bourbaki kam von der Loire,
Das hart bedrängte Belfort
zu erlösen.
Gefahr war im Verzug; drei bange
Tage
Hielt Werder gegen Übermacht
schon stand.
Bei Mömpelgard*, und in der
Hand
Des Kriegsgotts schwankte schier
die Wage.
Wir Pommern hatten vor Paris gelegen
Und waren schon im Marsch, das zweite
Corps
Und auch das siebente ging vor
Von Orleans auf hartgefrornen Wegen.
In Dijon wußten wir den alten
Recken
Und griffen ihn, zwei Regimenter,
an
Mit seinen fünfzigtausend Mann,
Den Flankenmarsch der Corps zu decken,
Der Alte von Caprera ließ
sich blenden,
Hielt die Brigade für die ganze
Macht,
Und nachmittags begann die Schlacht
Die, ach, für uns so traurig
sollte enden.
Die Einundzwanz'ger auf dem rechten
Flügel
Des ersten Treffens hatten schwer
Gefecht,
Wir also vor! Und grade recht,
Mit Hurra nahmen sie den Hügel;
Dem Feinde auf der Ferse, ging's
verwegen
Bis in die Vorstadt Dijons jetzt
hinein,
Hier aber aus der Häuser Reihn
Kam mörderisches Feuer uns
entgegen.
Im Steinbruch, mit dem Bajonett genommen,
Da fanden wir, vor eines Ausfalls
Wucht
Zum Sammeln durch die steile Schlucht
Gedeckt, notdürftig unterkommen.
Doch die Fabrik dort in der rechten
Flanke
Wie eine Festung auf uns Feuer spie,
"Vorwärts, die fünfte
Compagnie
Zum Sturm auf die Fabrik, und keiner
wanke!" |
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Der Tambour schlägt,
es geht wie zur Parade,
Die Fahne fliegt uns hoch und stolz
voran,
Doch klopft das Herz manch treuem
Mann
Beim raschen Ritt auf diesem Pfade.
Wie Salven rollt und pfeift es in
die Glieder,
Es rast der Schnitter Tod und fällt
und mäht,
Und wie er seine Reihen sät,
Da sinkt die Fahne und der Träger
nieder.
Aus dem Gedräng' ein Offizier
sich rettet,
"Mir nach!" so ruft er und stürmt
kühn voraus,
Doch aus dem unglücksel'gen
Haus
Grüßt ihn der Tod, der
eilig bettet.
Selbst blutend springt der Adjudant
vom Pferde,
Erfaßt die Fahne, schwingt
sie hoch empor -
Da deckt sein Auge dunkler Flor,
Und sterbend küßt sein
bleicher Mund die Erde.
"Was fällt, das fällt!
Vorwärts durch Tod und Flammen!"
Zwei brave Musketiere greifen zu,
Der eine stürzt: "Versuch es
du!"
Doch auch der andre bricht zusammen.
Nun fällt der Führer auch,
wir müssen weichen,
Ein Häuflein war der Rest,
vom Feind umringt,
Das schlägt sich durch, und
es gelingt,
Den Steinbruch endlich wieder zu
erreichen.
Da dachte keiner seiner eignen Wunde,
Wer jetzt noch aufrecht stand in
Nacht und Graus,
"Die Fahne fehlt, holt sie heraus!"
So scholl es laut von Mund zu Munde.
Ein Halbzug wird zum Suchen ausgesendet.
Und - kommt nicht wieder, alle blieben
tot,
Uns bebt das Herz; allmächt'ger
Gott,
Hast du dich zürnend gegen
uns gewendet?
"Freiwill'ge vor!" - da blieb nicht
einer stehen,
Der noch sein heiß Gewehr
in Händen hielt,
Und sechs, die um das Los gespielt,
Sehn in die Nacht hinaus wir gehen.
-
Zurück, vom Feind verfolgt,
ein einz'ger kehrte,
Der blutete, verhüllte sein
Gesicht
Und schwieg - die Fahne bracht er
nicht,
Und keiner, keiner seinen Thränen
wehrte. - |