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Akaba! Alternativtitel: Fritz von Arabien.
Die Bilder ähneln sich- das erste stammt
aus dem 1962er Hollywood-Epos Lawrence von Arabien,
und zeigt Peter O´Toole in der Rolle des
Titelhelden. Und gleich werden sie unter dem Schlachtruf
„Akabah!" zu ihrem Ritt durch die Wüste aufbrechen.
Der Film ist zu Recht ein Klassiker, der uns
von Zeit zu Zeit frei Haus ins Wohnzimmer geliefert
wird und großes Unterhaltungskino darstellt.
Wie im großen Kino üblich, ist der
Film ein schwaches und verzerrtes Abbild der Wirklichkeit;wer
sich für die wahre Geschichte des Thomas
Edward Lawrence interessiert, wird mit über 100 Buch-
titeln gut bedient. Eine vielschichtige Persönlichkeit,
und eher widerwillig Soldat, verklärt und zur
Lebzeit zur Legende geworden, der letztendlich
die ihm aufgezwungene Biographie nicht erfüllen
wollte. Lawrence der Jung-Archäologe, der
am Ufer des Tigris im Osmanischen Reich von 1911 bis
1914 an Ausgrabungsprojekten beteiligt war; der
mehrere tote Kultursprachen beherrschte. Wegen
seiner Kenntnisse einiger lebender Sprachen, isnbesondere
des Arabischens, wird der Archäologe im
Kriegsdienst im „Arab Bureau" in Kairo mit der
Auswertung von Feindberichten beschäftigt. 1916 wird
er dann buchstäblich in die Wüste geschickt,
um Kontakt mit verschiedenen Stämmen aufzunehmen,
um sie gegen die Osmanen aufzuwiegeln. Und das
gelingt ihm auch, und später dann wird er zur roman-
tischen Heldenfigur stilisiert. Berühmt und
den Tatsachen entsprechend der historische Lawrence im
weißen Gewand eines Sherifen- eine Geschenk
der arabischen Stammeshäuptlinge und außerordentliche
Auszeichnung eines Christen, denn das dürfen
sonst nur die direkten Nachkommen des Popheten tragen.
Den
aufständischen Stämmen wurde die Autonomie nach dem Sieg
der
Entente versprochen- dabei wurde schon 1916 die
Aufteilung des Osmanen-
reiches zwischen Frankreich, England und
Italien unter den angeführten
Ländern als Vertragspartnern vereinbart.
Von dieser geheimen Vereinbarung
scheint auch Lawrence nichts gewußt zu haben.
Wir werden es erfahren, wenn
die unter Verschluß gehaltenen Teile der
britischen Archive zu diesem Kriege im
Jahre 2018 der Öffentlichkeit zugänglich
werden. Es mag aber eher als Zeichen
des offenen Protestes in diesem Punkt als die
Reaktion eines Exzentrikers auf
die öffentliche, romatisierende Heldenlegende
des „Königs der Wüste", des „Un-
gekrönten Königs Arabiens" und
des „Lawrence von Arabien" sein, daß er 1918
wohl demonstrativ als Berufssoldat, und zwar ohne
Rang, als Rekrut, in die
Indische Luftwaffe eintritt. Die zunächst
angestrebte Rückkehr in ein normales
Zivilleben als Archäologe und Wissenschaftler
blieb ihm verwehrt, nicht zuletzt
weil die Kollegen dies ablehnten- mit seinem Ruhm
als Kriegsheld konnten sie
nicht umgehen. Sein Privatleben schirmt er ab;
er schreibt seine Erinnerungen
nieder und veröffentlicht „Die sieben Säulen
der Weisheit" in Kleinstauflage.
Seine Liebe zum Motorrad, oder besser, seine Besessenheit
vom Rausch der Geschwindigkeit wird ihm zum
Verhängnis. An den Folgen der bei einem Unfall
zugezogenen schweren Verletzungen verstirbt er 1935.
Akaba! Bild Nr. 2 stammt aus der „Illustrierten
Zeitung" vom September 1916 ( „Illustrirt" ohne Dehnungs-„e"
wie nach der Rechtschreibreform von 1901, weil
die Zeitung 1895 gegründet wurde). Das Bild ist auf der
Inetrnetseite „The
Great War In A Different Light" in einem Artikel zum Krieg um den Suezkanal
gezeigt,
mit der Unterschrift " 'Fritz of Arabia'
- German officers commanding bedouin warriors." Das Bild gehört
aber eigentlich nicht zum Artikel. Die Unterschrift
ist aber kongenial und das Bild ist hervorragend geeignet,
dem Szenenbild aus dem Hollywoodfilm gegenübergestellt
zu werden. Links in Farbe und wohlbekannt
Lawrence von Arabien, ein europäischer Offizier
in arabischem Gewand unter der undefinierbaren Flagge in
Technicolor-Lila inmitten der Verbündeten,
rechts eine schwammige Originalaufnahme von 1916, die
deutsche Offiziere als Kamelreiter auf ihrer Erkundungstour
zum Tigris unter der Reichskriegsflagge zeigt.
Da haben wir einen Dragoman Sami Bey, offensichtlich
ein türkischer Offizier, einen Leutnant Wellmann
mit Koptuch arabischer Art die in „Trageweise"
an Yassir Arafat erinnert, rechts außen einen Leutnant
Gerdis mit Kopfschmuck und Staubschutzbrille,
die Reichskriegsflagge haltend, und in der Mitte Kapitän-
leutnat v. Mücke, offensichtlich auch wie
der o.a. Lawrence mit der Kopfbedeckung eines Sherifen.
„..bei der Ankunft in El Ala.." Gemeint ist El-Ala
am Tigris im Irak, der Name kommt heute (2004) noch
gelegentlich bei Meldungen aus dem aktuellen Irakkrieg
vor, und bei dem „Fritz of Arabia" handelt es sich
um den Seeoffizier der kaiserlichen Marine, Kapitänleutnant
Hellmuth von Mücke, in erster Linie bekannt als
Erster Offizier des Kreuzer S.M.S. Emden. Wir
erinnern uns, S.M.S. Emden , ein „Kleiner Kreuzer", ursprüng-
lich einmal dem Südostasiatischem Kreuzergeschwader
zugehörig, u.a. 1911 auf Patrouille auf dem chine-
sichem Fluß Yangste- auch ein großer
Hollywoodfilm mit ähnlichem Thema, „Kanonenboot auf dem Yang-
tse-Kiang" mit Steve McQueen-. 1914 läuft
die S.M.S. Emden von Tsingtau zum Kreuzerkrieg aus.
Versenkung einiger Handelsschiffe,
eines russischen kleinen Kreuzers und eines französischen Zerstörers,
mehrere Schiffe als Prise aufgebracht. Im Vorbeilauf
Beschießung von Häfen, Industrieanlagen und Funk-
stationen. Am 08.11.1914 im Gefecht mit dem australischem
kleinen Kreuzer Sydney manövrierunfähig
geschossen und bei Nord Keeling von der Schiffsführung,
Kapitän Müller, auf die Klippen gesetzt. Im
Gefecht 134 Tote auf der S.M.S.Emden. Auf der
„Kaperfahrt" zwischen August und November 1914 hat
die Emden zwei Kriegsschiffe und 16 Handelsschiffe
Versenkt, drei Handelsschiffe als Prisen aufgebracht.
Während des Gefechts mit der Sidney war ein
Teil der Besatzung als Landkommando abgesetzt und
konnte der Gefangenschaft entgehen; unter der
Führung des Ersten Offiziers wurde der britische Schoner
Ayesha gekapert, das Schiff wurde nach
Übernahme der Besatzung durch den deutschen Dampfer Choising
versenkt. Die Choising erreichte
im Dezember 1914 die osmanische Küste am Roten Meer. Die Schiffsbe-
satzung und die Mannschaft der Emden erreichte
nach einem Wüstenmarsch die syrische Eisenbahnlinie
und wurde in Konstantinopel begeistert empfangen.
Rückführung der Männer nach Deutschland. In einer
bis dahin einmaligen Art wurde dem Schiff EMDEN
posthum von S.M. das Eiserne Kreuz verliehen; in
dieser Tradition tragen alle später auf den
Namen „Emden" getauften Kriegsschiffe der deutschen Marinen
am Bug ein Eisernes Kreuz, zuerst die am 1. Februar
1916 in Dienst gestellte „neue Emden", nach dem Krieg
in Scapa Flow interniert, nach erfolglosem Selbstversenkungsversuch
an die Franzosen abgegeben, der
kleine Kreuzer Emden, am 03.04.1945 bombenbeschädigt
in der Heikendorfer Bucht selbstversenkt, die
Fregatte Klasse 120 Emden der Bundesmarine, 1983
an die Türkei abgegeben und bis 1994 als Zerstörer
Gemlik gefahren und dann abgewrackt, und
die Fregatte der Klasse 122 Emden, die heute immer noch
das Eiserne Kreuz am Bug trägt. Es kann sein,
daß sich dies im Sinne und Rahmen bestehender und
kommender Traditionserlasse der Bundeswehrführung
noch ändern mag.
Im Zivilrecht hat der Kaiser 1914 in Würdigung
der Verdienste seines Schiffes Emden in einer Art
Zeichen gesetzt, wie sie auch in Gegenwart und
Zukunft vielleicht der derzeitigen Bemühungen um
Traditionstilgung widerstehen werden- vielleicht
auch nur, weil die Kenntnis zwischenzeitlich schlicht-
weg verloren gegangen ist. Mit kaiserlichem Erlaß
vom 27.01.1915 (Zufällig auch Kaisers Geburtstag)
haben alle Besatzungsmitglieder der S.M.S. Emdem
das Recht zu einem Namenszusatz erlangt- die
Besatzungsmitglieder der S.M.S. Emden und ihre
Familienangehörigen dürfen seit dem 27.01.1915
den Namen S.M. Schiffes an ihren Familiennamen
anfügen. Der Doppelname „Strich Emden " hat also
kaiserliche Ursache Grund eines Eingriffs in das
BGB von 1901 in 1915,
Herzu
ein Bildnis des Kaiptänleutnants Hellmuth von Mücke-Emden
als Gedenkprägung der Berliner Münze in den 1920er Jahren.
Das ist der „Fritz of Arabia" im obigen Bild. Aktiv nach der Parade
in Berlin als deutscher Verbindungsoffizier zu den osmanischen Streitkräften.
Einsatz im Irak, zunächst als Bebachter, später als Kommandeur
der IV. Brigade.
Nach Kriegsende Abschied als Militär. Reichstagsabgeordneter,
zeitweise Mitglied der
N.S.D.A.P. vor 1933; im Widerstreit zu Hitler, Austritt aus der Partei,
Reden und Widerschriften.
Kurzfristig inhaftiert; 1933-1945 im inneren Exil. Der bekante Seeheld
wurde totgeschwiegen.
Nach 1945 Eintritt gegen die Wiederbewaffnung und in die „linke Ecke"
gestellt. Von den
Nazis kaltgstellt, von der Regierung Adenauer als Kommunist verdächtigtund
ebenfalls
„ruhig" gestellt- unter ANdrohung der Einstellung der Pensionszahlungen
und der psychiatrichen
Zwangseinweisung. Hellmuth von Mücke ist 1957 von uns gegangen.
Fritz of Arabia.