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Einen schönen Überlick über Kriegszeitungen ermöglicht der Artikel von
Paul Otto Ebe in der „Illustrierten Geschichte des Weltkrieges 14/16",
No. 12 vom März 1916, Seite 76ff, den wir hier unverändert wiedergeben:
 


Ganz zu Anfang des Weltkrieges, als die Deutschen ihren ersten Offensiven gegen Frankreich und Rußland ausfochten, wird wohl jeder Mitkämpfer das schmerzliche Gefühl kennen gelernt haben, von der Umwelt so gut wie abgeschnitten zu sein. Feldpostbriefe und Zeitungen kamen infolge des Vorwärtsdringens mit großer Verspätung an, Nachrichten von den Nebenarmeen sickerten nur spärlich zu den Truppen durch. Auch diese selbst verloren durch den öfteren Wechsel der Verbände und durch die verschiedenartigen Gefechtsaufgaben den Überblick über mitkämpfende Regimenter und Divisionen. Als dann die Zeit des Grabenkampfes anbrach, kamen wohl Nachrichten aus der Heimat, doch verlangten die Soldaten bei dem eintönigem Dienst, während dessen andererseits die Nervenspannung nicht aussetzte, nach einer größeren Menge Lesestoff, um die Freizeit auszufüllen.
Die Notwendigkeit, diesen ständigen Forderungen gerecht zu werden, ließ die Soldatenzeitungen emporblühen. Aus beschlagnahmten Druckereien, mit vorgefundenem Papier und fremden Buchstaben ließen Redakteure in feldgrauen Waffenröcken sowie Offiziere und Mannschaften als Mitarbeiter deutsche Zeitungen im Feindesland erstehen und an die Front abgehen. 
Neben den DIngen, die die Kämpfer interessieren, da sie heimatliche Fragen berühren, boten vor allem die Erlebnisse des Krieges, Heldentaten, Schilderungen tiefer Erlebnisse und der nie versiegende Soldatenhumor reichlich Stoff, der mit dankbaren Lesern rechnen konnte. Die Kameradschft wrde gefestigt.Nicht allein zwischen den Kämpfern im Feld und denen in der Heimat, sondern auch zwischen den einzelnen Waffengattungen, zwischen Vorgesetzten und Untergebenen und den Mitkämpfern untereinander.
Die weitesten Kreise zog die Herausgabe der „Liller Kriegszeitung" Mitte Oktober 1914 durch den bekannten Schriftsteller Hauptmann der Landwehr Paul Oskar Höcker und dem Freiherrn v. Ompteda, die seither im Auftrag des Armeeoberkommandos alle drei Tage in einer Auflage von 30.000 Stück erfolgt. Die in französischen Zeiten aus denselben Maschinen hervorgegangene Zeitung „Echo du Nord" wird kaum auf eine solch hohe Auflage gekommen sein!
Auch in anderen Gegenden des Kriegsschauplatzes taten sich gute deutsche Kriegszeitungen auf. So erscheint in St.Quentin ungefähr jeden zweiten Tag die „Armeezeitung der zweiten Armee" in etwa 20.000 Exemplaren. Ferner sei angeführt die „Kriegszeitung für das 17. Armeekorps", die „Feldzeitung der 5. Armee", die „Feldzeitung in Wloclawec", der „Landsturmbote von Brey" und viele andere mehr. Von der letztgenannten Kriegszeitung, die vom Hauptmann Rolfs im Landsturmbataillon Metz herausgegeben wurde, erschienen nur fünf Nummern, da ein Quartierwechsel ihr weiteres Erscheinen unmöglich machte. Ebenso hat die „Wacht im Osten", eine Kriegszeitung der Armeegruppe Gallwitz, ihr Erscheinen nach sechsmonatiger Arbeitszeit wieder eingestellt, da die Entfernung von Soldau bis zur Front zu groß wurde.
Als neue Kriegszeitung hat dagegen den Kreis der bisherigen die Feldzeitung der 3.Armee ein, die den Titel „Der Champagne-Kamerad" trägt. Sie bringt ernste und humoristische Beiträge; ihre Beilage ist mit Illustrationen ausgestattet. Gedruckt wird sie in der Armeedruckerei bei der Gruppenkommandantur Charlevile.
Die Besetzung französischer Gebiete ließ es ferner als wünschenswert ansehen, daß auch ihre Bewohner weltgeschichtliche Nachrichten nicht nur durch eingeschmuggelte feindliche Zeitungen erhielten, sondern auch durch solche, die deutschen Geist atmeten.So wuchs in kürzester Zeit die „Gazette des Ardennes" aus kleinen Anfängen zu einer wöchentlich einmal in französischer Sprache erscheinenden Kriegszeitung aus, mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren. Wahrlich ein schönes Ergebnis seit ihrer ersten Herausgabe am 1. November 1915! Die beigegebenen Abbildungen Seite 77 gewähren Einblick in das emsige Treiben beim Satz und Druck, bei der Expedition und dem Verkauf der zeitung. Des öfteren wird diese Zeitung von unseren Patrouillen nachts an die französischen Hindernisse angebracht, um zu zeigen, daß die feindliche Lügenpresse alle für den Vierbund ungünstigen Ereignisse totschweigt.
Ähnliche Zwecke verfolgen auch „Le Héraut", „Echos du Camp de Zossen", „OnzeTaal", „The Wooden City!, Zeitungen für französische, flämisch sprechende und britische Kriegsgefangene. Neben Kriegsmünzen und sonstigen Kriegsandenken erfreuen sich manche Nummern der angeführten Kriegszeitungen schon jetzt erstaunlich hoher Sammler- und Liebhaberpreise, die nach Kriegsende noch wesentlich in die Höhe schnellen werden.

Abbildungen hierzu- Seite 77 der o.a. Ausgabe:
 
 
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Hierzu auch Abbildungen einer Normalausgabe und einer Sondernummer
der „Gazette des Ardennes", sowie ein Bild der Zeitungsjungen vor dem
Auslieferungslokal. Besondere Beachtung verdient die Darstellung der
Deutschen in der Sonderausgabe- Bild ardennes12.jpg. Ob das in treu-
deutsch-teutonischer Manier verfaßte Gedicht das Herz des Français
wirklich erreicht hat, ist fraglich- in der Qualität vergleichbar mit den
Traktoristenoden in der sowjetisch besetzten Zone in den 1950er Jahren.
Der Landsturmmann, der für den Franzosen den Acker bestellt, das Kind
schaukelt,  und bei der Lampe stillem Schein mit der Mutter abends das
Nachtgebet spricht- bei bösartiger Interpretation des Bildes kann man
das wohl aus der Abbildung herauslesen.....
 
 
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Eine ganz andere Qualität haben die Zeichnungen, die zur gleichen Zeit
im Erscheinungsraum der Zeitung entstanden sind-  der „Boches" im
Spiegel der Karikatur aus französischer Feder. Leider hier nur in schwarz-
weiß, aber dennoch kann man sich der Aussagekraft der Bilder nicht
verschließen. Bilder der Besatzer:
 
 
 
 
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