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Fräulein
Feldgrau- Schipp, Schipp, Hurra! Eines der Beispiele für humoristische Postkarten
aus dem Weltkrieg mit dem Motiv „Frauen in Uniform". Kein Ereignis hat
die weibliche Emanzipation so gefördert wie der erste Weltkrieg, als in
verstärktem Maße das Welt- und Rollenverständnis in das
Wanken geriet. KKK- Kinder, Küche, Kirche. Aufgrund der Kriegssituation - Männer- und
Arbeitskräfte-mangel- wurde Frauen ermöglicht, abseits der typischen
Frauenberufe tätig zu sein- ein großes Chancenpotential für
akademische und selbständige Berufe, eher Bewußtseinsfördernd
für proletarische Tätigkeiten.Auf dem klassischen Feld der Krankenpflege waren
Krankenschwestern, Helferinnen und Pfelgerinnen zu zehntausenden im Einsatz,
davon allein in der Etappe und im Operationsgebiet bis zu 28.000 Frauen
in den Feld- und Reservelazaretten. ( Insgesamt 100.000 ) Das war in jeder
Hinsicht ein sehr hohes soziales Engagement und ein wahrer Liebes- dienst
an Verwunden, Kranken und am Vaterland, denn entlohnt wurde er mit 70 bis
80 Pfennig am Tag.
Ab 1915 wurden auch gezielt für den Einsatz
von Frauen in der Rüstungs- industrie geworben, und bis Kriegsende
besetzten 800.000 Frauen Stellen,>die zuvor von Mäner besetzt waren- auch in
Bereichen mit sehr hohen körperlichen Anforderungen. Gezahlt wurde
der halbe Männerlohn- nur Kriegsgefangene waren noch billigere Arbeitskräfte.
Verdienen konnte frauals Fabrikarbeiterin zwischen 2,50 und 4,20 am
Tag- die normale Arbeitszeit betrug 10 Stunden, und die Arbeitswoche hatte
sechs Tage. ( Wir erinnern uns: Die 48-Stundenwoche wurde per Gesetz 1918
nach Kriegsende einge- führt. ) An Fabrikarbeiterinnen und Bürofräuleins
hatte man sich rasch gewöhnt, auch an die Straßenbahnschaffnerin,
Postbotin und Zugbegleiterin. Was die Ge- müter ernsthaft erregte,
waren Frauen in Hosen- da, wo die Umstände es erforderlich machten,
wurden solche ausgegeben. Im Sinne der Kriegswirtschaft wurde versucht,
soviel Frauen wie möglich zu beschäftigen, um Männer für
die Front freizusetzen- auch beim Militär. AbFrühjahr 1917 wurden sogenannte „Etappenhelferinnen"
angeworben, und mit gutem Erfolg eingesetzt- bei der Feldbücherei,
-bäckerei,-post, auf den Schreibstuben, bei Stäben, aber auch
zu Armierungsarbeiten. Fast 20.000Frauen wurden so eingesetzt. Teilweise waren sie
hilfsmäßig uniformiert, überwiegend konnte jedoch aufgrund
Uniformmangels nur eine schwarz-weiß- rote Armbinde als Kennzeichnungen
für den Dienst im Heer zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund
der guten Erfahrungen wurde im Jahr 1918 beschlossen, auf Ebene der Höheren
Stäbe in der Etappe und im rückwärtigen Operationsgebiet
im Nachrichtenwesen Frauen einzusetzen.Bis zum Januar 1919 sollten so 100.000 Soldaten
ersetzt werden. Bis Kriegsende wurden 500 Frauen ausgebildet und eingesetzt-
in der Gesamt- heit als „Weibliches Nachrichtenkorps" bezeichnet, deren
Angehörige als „Nachrichtlerinnen". Für die wurde auch eine feldgraue
Uniform entworfen, natürlich mit Rock statt Hosen.
Und dann waren da noch Frauen in Uniform, die es
eigentlich nicht geben sollte und durfte. Die „Amazonen". Hierzu ein Artikel
aus der Zeitschrift „Illustrierte Geschichte des Weltkriegs 14/16"
vom Oktober 1916, Autor nicht genannt:
( Hierzu vier Bilder.
Der von allen Seiten heißersehnte Sieg wird
nicht allein von den Armeen, so tapfer sie sich auch halten mögen,
entschieden werden. Das Los der Streiter und ihres Vaterlandes hängt
nicht nur von militärischen Vorgängen ab, sondern alle müssen
zum Siege beitragen, das gesamte Volk ist gewisser- maßen an den
Kämpfen, die wir heute durchmachen und durchleben, innig beteiligt.
Die Haltung des ganzen Hinterlandes ist von ungemeiner Bedeutung, und da
die überwiegende Mehrzahl der tatkräftigen Männer ausgezogen
ist, so kommt den Frauen eine ganz besonders wichtige Rolle zu. Sie müssen
nicht nur in ihrem gewöhnlichen Wirkungskreis als Mütter und
Hausfrauen tätig sein, was in diesen schweren Zeiten schon keine leichte
Aufgabe ist, sondern sie müssen auch in allerlei Berufsarten die fehlenden
Männer ersetzen. Und mehr noch: viele sind, teils freiwillig, teils
beruflich, am Kriege selbst beteiligt, sei es als Arbeiterinnen bei der
Erzeugung von Kriegsmaterial und in allerlei Diensten, sei es geschmückt
mit dem roten Kreuz als Hilfskräfte im Sanitätsdienst, als Pflegerinnen,
ja selbst als Ärztinnen. Bei dem ungeahnten Umfang, den der Weltkrieg angenommen
hat, bei den verschiedenartigen, kaum jemals für möglich gehaltenen
Verhältnissen, in die ein jeder einzelne kommen kann, einerseits,
bei dem unternehmendem Wesen der heutigen Frau und dem Umstand, daß
auch das Weib heute von dem Gedanken des Krieges ganz erfüllt ist,
andererseits, ist es begreiflich, daß auch Fälle persönlicher
militärischer Tapferkeit und Heldenmutes von Frauen zu verzeichnen
sind. Und zwar nicht nur von solchen, die im Dienste der Sanitätspflege
oder bei Post- und Telegraphenämtern in vom Feinde überfallenen
Orten tätig sind, sondern auch von solchen, die an der Front selbst
mitten im Kriegsgetümmel stehen. Die erste und bisher einzige Frau, die in Österreich-Ungarn
mit dem Franz-Josephs-Orden ausgezeichnet worden ist, war die Gemahlin
des jetzigen Kreiskommandanten in Lublin, des Oberstleutnants v. Turnau,
die während eines Kampfes in den Karpathen in die Lage kam, durch
ihren persönlichen Mut und ihre heldenhafte Haltung eine im Feuer
wankende Abteilung zu halten und sogar wieder zum Sturme anzufeuern.Natürlich tragen solche Einzelfälle nur
vorübergehenden Charakter, und als eigentliche Mitkämpferinnen
können nur solche Frauen angesehen werden, die wirklich die Uniform
tragen und ganz als Soldaten auftreten. Solche Amazonen hat es zu allen
Zeiten gegeben und gibt es auch heute in den verschiedenen Armeen dieses
Weltkrieges. Zum Teil sind es solche, die ihr Geschlecht verleugnen oder
durch ein Versehen der Behörde unter die Soldaten gereiht wurden,
zum Teil solche, die sich durch besondere Begeisterung oder irgend eine
List oder durch Zufall Aufnahme in das Heer zu verschaffen wußten. Derartige Ausnahmefälle komen auch in der
österreichisch-ungarischen Armee, wohl noch öfter aber im russischen
Heer sowie insbesondere bei den polnischen und ukrainischen Legionen vor.
Unsere Bilder ( siehe auch Band III Seite 315) zeigen einige solcher weiblichen
Mitkämpfer, die besonders bekannt geworden sind.
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