|HOME|MAIN|WAFFEN U.AUSRÜSTUNGEN|
Der bunte Rock war die Zierde des Soldaten.
Um die
Jahrhundertwende hatte man jedoch erkannt, daß
die
Zeit der farbenfrohen Monturen definitiv vorbei
waren.
Nach amerikanischem und vor allem britischen Vorbild
bemühte man sich in allen europäischen
Kriegsministerien
um die Ablösung der repräsentativen,
farbenfrohen Uni-
formen durch neue, „schutzfarbene" Versionen.
Auf der deutschen Seite hatte man die Schutztruppen
bereits seit den 1890er Jahren in graue bzw. kahkifarbene
Monturen gesteckt, und ab 1907 wurde für
das Heimatheer
im Truppenversuch eine neue Felduniform erprobt,
die mit
Erlaß im Oktober 1910 als Kriegsuniform
eingeführt wurde.
Die feldgraue Uniform wurde vor dem Krieg bereits
zu Manö-
vern ausgegeben. Und, wie immer an dieser Stelle,
der Hin-
weis, das „feldgrau" eine Wortschöpfung des
preußischen
Kriegsministeriums ist, und damit ein grün-grauer
Farbton
mit deutlich grünem Charakter gemeint
ist.
Auch der „Erbfeind" hatte sich natürlich
Gedanken um
eine zeitgemäße Ausstattung der Poilus
gemacht. Daß im
Jahre 1914 die französischen Kameraden in
leuchtendroten
Hosen in das Feld ziehen mußten, war so
nicht geplant.
Der Kriegsausbruch kam auch für die französische
Seite
recht ungelegen- man befand sich mitten in einer
großen
Umrüstungsphase.Treppenwitz der Geschichte-
die Farbe
Rot.
Dieses
und die nachfolgenden
Bilder sind einer französischen
Publikation aus dem Jahre 1913
entnommen, und zeigen die neue
französische Felduniform. Bemer-
knswert ist, daß es sich um Auto-
chrome handelt, eine frühe Form
der Farbfotografie, bei der für jede
der Primärfarben ein separates Ne-
gativ verwendet wird. Dieses Sys-
tem iwird heute aufgrund der Um-
ständlichkeit leider nicht mehr verwendet- von den wenigen erhaltenen
autochromen Glasplatten lassen sich jederzeit Abzüge in absoluter
Farb-
treue wie zur Zeit der Aufnahme erzeugen.
Zurück zum Rot - Kennzeichen der französischen Uniformen
war seit
den 1820er Jahren die krapprote Farbe, die nicht ausschließlich
aus de-
korativen Gründen eingeführt wurde, sondern auch, um die
Bauern in
Südfrankreich zu subventionieren, auf deren kargen Böden
die Krapp-
planze gedieh. Die neuen französischen Uniformen sollten
in einem
braungrau gehalten sein, und aus patriotischen Gründen bezeichnete
man den Stoff mit der Bezeichnung „Trikolore", weil er nicht gefärbt
war, sondern der Farbton aus den farbigen Spinngarnen- hauptsächlich
blauen, weißen und roten- erzeugt wurde. Zwischenzeitlich hatte
sich
auch im Zeitalter der Industrialisierung das Thema Krappbauern erübrigt,
und die roten Hosen wurden mit chemisch erzeugte Farbstoffen aus
Deutschland gefärbet. Und weil diese seit Kriegsausbruch
nicht mehr
zur Verfügung standen, wurden die neuen Uniformen mangels der
roten
Komponente „horizontblau".
Das hört sich unglaublich an, entspricht aber den Tatsachen. Deutschland vorBemerkenswert an den französischen
1914 war die führende Nation auf den meisten Gebieten der Geisteswissenschaft
und auch der Technik- in Bezug auf Farben war die deutsche Industrie weltweit
führend. Im Versuch, die englische Blockade zu durchbrechen, setzte man in
zwei Versuchen für diese Zwecke eigens gebaute, große U-Boote ein- diese
„Handelsuboote" transportierten als Handelsgut u.a. 22 kg konzentrierte Farb-
stoffe im Wert von 3 Millionen Mark.