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Die Tornister.

Hoch und schwer auf dem Buckel des Infanteristen sitzt der mit Kalbfell
bezogene Tornister, der daher auch als „Affe" aus der Soldatensprache
bekannt ist. Er hat seit seiner Einführung 1847 zahlreiche Veränderungen
erfahren. Im Frieden waren hauptsächlich die Modelle 1895, 07, 07/13,
das 1887er Modell in Gebrauch. Mit Ausnahme des 07/13 sind die Friedens-
tornister außen komplett mit Kalbfell bezogen, Strichrichtung des Fells
senkrecht. Beim Modell 07/13 wurde der Deckel und die untere Klappe
bereits aus Segeltuch hergestellt. Alle Tornister haben einen mit Stoff
verkleideten Holz- oder Geweberahmen. Der Tornister wird mit zwei
großen Stoffklappen verschlossen, oben und unten lappen zwei zu-
sätzliche , kurze Klappen ein. Im Deckel befindet sich ein aufgenähtes
Wäschefach, welches ebenfalls mit einer Klappe verschlossen wird.
Im Deckel sind unten links und rechts von außen zugängliche kleine
Staufächer innen angebracht, hier soll jeweils ein Päckchen Patronen
untergebracht werden.

Wenn wir bei der weiteren Besprechung mal die waffentypischen Ab-
weichungen (Garde weiß, Pioniere schwarz) weglassen, ist die Bele-
derung im Frieden braun lohfarben, die glatte Lederseite zeigt an den
Riemen nach innen. Die Trageriemen sind am Tornister mit Gelenkstiften
befestigt; hier läßt sich die Länge regulieren, weil die Riemen oben ent-
sprechend gelocht sind. Die Tornister sitzen uns heute recht knapp,
allerdings ist zu beachten, daß das Koppelzeug nicht wie heute tief in
Hüftgegend, sondern hoch auf der Taille getragen wurde. Daher kömmen
die meisten mit dem Tornister zurecht, wenn sie nur mal das letzte Loch
einstellen würden- es läßt sich zur Not auch noch ein weiteres Loch an-
bringen.
 

Der Tornisterriemen hat unten einen offenen Haken, der in die entsprechenden
Ringe an den Patronentaschen eingehängt werden. Zusätzlich ist unter dem
breiten Tornisterriemen mit beweglicher Niete ein schmalerer, ebenfalls in der
Länge verstellbarer Riemen mit D-Ring angebracht, der am Tornisterboden in
den zugehörigen Haken eingehängt wird.

Im Tornister werden Wäsche, Schnürstiefel, Drillichanzug,
Putzzeug, eiserne Portion, Waschzeug, Zeltausrüstung
u.a. mitgeführt. Dazu später mehr. Im Bild ein Tornister
der Firma Christian Matthias aus Frankfurt/Main von
1915 in sehr gutem und farbfrischen Zustand. Wie bei
allen Kriegsfertigungen ist hier das Fell durch Segeltuch
ersetzt; die Farbe ist hier schilffarben, der Innenbezug
leinenweiß. Die Beschläge sind noch in Friedensart aus
Messing mit vernickelten Eisennieten; im späteren Verlauf
des Krieges wird lackiertes bzw.verzinktes Eisen verwendet.

Auf dem Tornister ist über der Mantelrolle (Alter Mantel von 1887) eine schilffarbene
Zeltbahn von 1915 aufgeschnallt. Generell schon 1914 wurde der bisher verwendete
Farbton (rötlich-) braun für Zeltbahnen, Tornister, Brotbeutel etc. durch die gedeck-
teren Farben schilf und grau abgelöst. Auf dem Tornister ist das Eßgeschirr nach
Vorschrift aufgeschnallt (Deckel nach links, Riemenspitzen nach unten.) Alle Riemen
in Friedensqualität lohfarben mit Alubeschlägen, glatte Seite innen. Im geöffneten
Tornister der Zeltzubehörbeutel, noch in braun. Er hat zwei kurze Lederschnallriemen,
am Tornister finden sich als Halterung oben zwei Lederschlaufen.
 

Insbesondere 1914 und 1915 sind eine große Zahl von Tornistern 1895 und 07/13
in allen möglichen Kombinationen von vorhandenen Materialien  hergestellt worden
(Auch insbesondere Fell/Segeltuch gemischt), danach nur noch „sortenreine" aus
Segeltuch mit Beschlägen aus Kriegsmetallen. Wurde der Tornister im Grabenkrieg
nicht mehr getragen, erlebte er nach dem Krieg aber noch eine Renaissance bei
paramilitärischen und politischen Organisationen, und wurde noch hunderttausend-
fach hergestellt. Dankenswerterweise ähnlichst dem Kriegsmodell in grauem Segeltuch.

Diese sind für unsere Zwecke ebenso gut zu verwenden wie alle Kriegs- und Friedens-
modelle, wobei zu beachten ist, daß sie ggfs. mit den alten, offenen Haken nachgerüstet
werden müssen- Karabinerhaken aus Alu oder verzinktem Eisen gehören in die Zeit der
Wehrmacht. Die Wehrmachtsaffen mit ihrem olivfarbenem Segeltuch passen nicht für
unsere Zwecke, ebensowenig die kackbraunen Stücke der Parteiorganisationen aus der
Zeit des 1000jährigen Reiches. Die in sehr guter Qualität hergestellten Felltornister der
schweizer Armee kann man nur nach erheblichem Umbauaufwand als 1887er Modell ein-
deutschen- sie stimmen in den Abmessungen und im Grundschnitt nicht mit den deutschen
Modellen überein. Gelegentlich sieht man noch schwedische Tornister in schilf, bei denen
dann aber das Gurtzeug ebenfalls neu gemacht werden müßte.

Deutsche Riemen sind immer 3 mm stark und 18 mm breit; der Kochgeschirriemen ist
57 cm lang (Wehrmacht 55 cm), der Mantelriemen ist 54 cm lang und hat oben aufge-
näht einen zusätzlichen, 16 cm langen Riemen, der mit einem Nietknopf verschlossen
wird. Sie wurden ( Ausnahmen s.o.) in der Regel lohfarben ausgegeben, ab 1915 sollten
sie geschwärzt werden. Die beiden Riementypen waren noch bis Anfang der 1980er
Jahre bei der westdeutschen Polizei und beim BGS in Gebrauch und sind noch für kleines
Geld auch im Neuzustand zu bekommen.
 

Zur Montur des Soldaten gehört generell der Mantel,
mit dem sich auch zugedeckt wurde; das Mitführen
von Decken kam erst im weiteren Kriegsverlauf auf.
Sie zählt auch nicht zu den Ausrüstungsstücken.
Wie immer bestätigen die Ausnahmen die Regel, und
wie immer gibt der Landsturm ein für alle Zwecke ge-
eignetes Vorbild ab- wer keinen Mantel hat, zieht
auch mit der Decke in den Krieg.