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Uhren.

Ein kleiner Exkurs über die Zeitmessung:
Die britische Vormachtstellung ab dem 18. Jahrhundert und die Schaffung
eines weltumfassenden Empires wurde ermöglicht durch eine exakte Zeit-
messung. Schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert gibt es Weltkarten,
die mit einem Raster von Längen- und Breitengraden versehen sind. Die
Bestimmung des Breitengrades anhand des Sonnenstandes und der Gestirne
ist relativ einfach; zur exakten Positionsbestimmung braucht man jedoch auch
den Längengrad. Die Längengradbestimmung war für Jahrhunderte ein unge-
löstes Problem- vorher war es Zufall, wo Schiffe am Ende ihrer Reise anlan-
denten, wenn sie nicht vorher unvorhergesehen auf Land liefen- deshalb
war zu früheren Zeiten der Ausguck immer besetzt. Im Longitude Act
setzte das britische Parlament 1714 20.000 Pfund (Heute: 34 Millionen
Euro) als Preisgeld für eine Methode aus, den Längengrad bis auf eine Ab-
weichung eines halben Grades bstimmen zu können.

John Harrison legt 1735 eine Schiffsuhr vor, die die erforderliche Genauigkeit
und Eigenpräzision besaß, um auf Schiffen die Zeit zu halten- damit konnte
der Längengrad in Relation zu einem Bezugspunkt ermittelt werden.

Solche geeichten Uhren werden gemeinhin als Chronometer bezeichnet,
und wurden von Sternwarten oder Seefahrtsämtern abgenommen und
zertifiziert- das macht man heute nur noch gelegentlich, als Reminiszenz
an ein dafür zahlende Kundschaft- ansonsten ist die Zeiteichung dank Atom-
uhren heute kein Problem mehr, und jede billige Quarzuhr ist präziser als
die ersten Schiffsuhren. Das Problem einer präzisen Zeitmessung zu
Navigationszwecken haben auch die Flieger, bei denen ohne Chronometer
nichts geht.

Der dritte Bereich der präzisen Zeitmessung betrifft das Eisenbahnwesen,
auf die Gründe muß nicht näher eingegangen werden. Das Militär kommt
dann noch zum Schluß hinzu, auch hier bestand für die Heere Interesse
an präzisen Uhren- insbesondere die Artillerie - jede Einsatzbesprechung
endete ja mit dem Befehl „Uhrenvergleich!". Militär und Eisenbahn waren
beide auch treibende Kräfte bei der Einführung des Weltzeit-Zonensystems
in Deutschland.
 

1880: In Großbritannien wird die Greenwich Mean Time GMT eingeführt;
das Deutsche Reich schließt sich 1893 der Konvention ein und führt auf
Betreiben des Generalstabs die MEZ Mitteleuropäische Zeit ein- bis dahin
galten in Deutschland die Ortszeiten, die um Minuten voneinander abwichen-
je gößer das Eisenbahnnetz wurde, ein immer größer werdendes Problem für
die Eisenbahnverwaltungen, deren Zugpersonal während einer eintägigen
Reise quer durch Deutschland bis zu zehnmal oder öfters die Uhren umstellen
mußten.
 

Mit dieser Einleitung sind auch die Gruppen beschrieben, die Uhren bzw.
Chronometer dienstlich geliefert bekamen: Die Marine, die Fliegertruppe,
mit Einschränkung die Eisenbahner, mit Einschränkung das Heer.
 

Eine Uhr für jedermann war um das Jahr 1900 kein Luxus mehr. Die Uhr
wurde an einer Kette oder an einem Zipfelband in der Tasche getragen-
die Vorstellung, sie sich an das Handgelenk zu schnallen, kam in der
Entwicklungsgeschichte der Uhren erst sehr spät auf. Einerseits war
das Handgelenk als lebhaftest bewegter Körperteil als nicht geignet für
die einfachen Werke ohne Stoßsicherung, mit neuen Werken und vor
allem mit der Fähigkeit der weiteren Miniaturisierung der Uhren erschloß
sich die Möglichkeit der Armbanduhr.

Die älteste Form der Armbanduhr ist die am
Handgelenk getragene, kleine Damentaschenuhr.
Bei den ältesten Modellen wurden hier lediglich
Bügel für ein Armband angelötet; bei besseren
Lösungen wurde das Ziffernblatt gedreht, so
daß die Zwölf nach oben zeigte. Dann kamen
auch Uhren mit speziell gefertigten Gehäusen
auf, dann die ersten als Armbanduhr entwickelten
Uhren. Ein anderer, noch im Weltkrieg weit ver-
breiteter Lösungsansatz bestand darin, die
Taschenuhr in einem speziellen Lederarmband
am Handgelenk zu tragen. Schon vor dem Weltkrieg wurden von diversen
Herstellern sogenannte Militäruhren hergestellt, die oft über dem Glas ein
Schutzgitter hatten. Als bis heute gültiges Merkmal für Militäruhren hat sich
durchgesetzt, daß sie ein schwarzes Ziffernblatt mit arabischen Zahlen be-
sitzen, die - wie die Zeiger- mit Leuchtmasse ausgelegt sind, und eine
Sekundeneinteilung besitzen. (Separater Sekundenkranz).

Diese Militäruhren fanden natürlich insbesondere ab 1914 reißenden Absatz,
obwohl hier natürlich auch viel billiger Schund unter der Bezeichnung „Militär-
uhr" verkauft wurde. Dabei ist zu beachten, daß es sich hierbei um eine von
den Herstellern gewählte Bezeichnung handelt- vom Militär beschaffte und
ausgegeben Uhren werden allgemein als Dienstuhr bezeichnet. Die Dienstuhren
sind Heereseigentum, und werden dem Träger aufgrund seiner Tätigkeit zur
Verfügung gestellt- es gilt der gleiche Grundsatz wie für alle anderen Aus-
rüstungsstücke auch.

In unserer Epoche gibt es Dienstuhren für die kaiserliche Marine und die
Fliegerstreitkräfte- z.B. mit Eigentumskennzeichnung der preußischen
Heeresverwaltung für Piloten. Dienstuhren im Heer gbt es bei Stäben,
Kommados, bei der Artillerie und in Funkstationen- aber nur als Stand-,
Wand- oder Einbaumodell, seltenst als dienstlich gelieferte Taschen- oder
Armbanduhr.

Für unsere Zwecke sind also historische Stücke nach den o.a. Beschreibungen
geeignet; bevorzugt genommen wird die Taschenuhr. Neben den vielen historischen
Stücken, deren einfachere Modelle noch wohlfeil ab € 40 zu erstehen sind, sind auch
die mechnischen Taschenuhren der 50er Jahre und der DDR-Produktion „Rhula" zu
verwenden. Sonstige Uhren mit Quarzwerk, die aus den Werbemittelkatalogen oder
vom Grabbeltisch, sind ungeeignet- insbesondere die pseudo-historischen. Zur Taschen-
uhr gibt es die vielfältigsten Möglichkeiten der Differenzierung- dies betrifft vor allem
die Uhrketten, und die Schmuckdinge, die man daran befestigen kann- Reservistika
und Patriotika, Ordensminiaturen, Erinnerungsstücke etc., etc.- eben wie damals.
Achten Sie auch mal auf die blechernen Schutzgehäuse mit Cellophanfenster, die
auf Börsen und Flohmärkten zu den Uhren angeboten werden- das trug der Arbeiter
und der Soldat gerne über der Uhr.