|HOME|MAIN|

„Es gibt ja nichts zum ersten Weltkrieg" heißt es immer, wenn es um das
gedruckte Wort, die „Printmedien", geht. Tatsächlich gibt es eine Unmenge
an Veröffentlichungen jeglicher Art, und wie die Studenten der Volkswirt-
schaft gleich im ersten Semestern lernen, ist lediglich die Verteilung und
die Verfügbarkeit das eigentliche Problem.

Die Auswahl an aktuell lieferbaren Titeln mit direktem Themenbezug zum
Weltkrieg ist begrenzt; von den beiden großen Kriegen des „deutschen
Jahrhunderts" dominieren weiterhin die Publikationen zu dem Konflikt
von 39/45. Und weil die Nachfrage an 14/18 gering ist, sind die Auf-
lagen aktueller Werke klein, und schneller im Antiquariat denn in den
Bestsellerlisten zu finden.nruh
 

Liste 1: Titel-Auswahl unserer Webseite
Liste 2: Titel Stand 1939- Auswahl

Es gibt Bücher und andere Publikationen  zuhauf zum Thema Weltkrieg-
in lockerer Folge möchten wir an dieser Stelle einige vorstellen.

Schon während des Weltkrieges wurden in Deutschland etliche Romane,
Erzählungen und Erlebnisberichte veröffentlicht; keine Publikation konnte
unzensiert erfolgen. Von einer wirklichen Schilderung des Geschehens sind
viele Schilderungen weit entfernt; manche aber auch nicht, weil sie vater-
ländisch genug abgefaßt waren, um die Zensur zu passieren. Nach dem
Ende der Monarchie und der Zensur erfolgten zahlreiche Publikationen.
Insbesondere erschienen zahlreiche Autobiographien, Erlebnisberichte,
Bildbände und natürlich Regimentsgeschichten. Von offizieller Seite begann
die Veröffentlichung der Kriegschronik unter dem Titel Reichsarchiv, mit
zahlreichen Einzelbänden zu herausragenden und bedeutenden Schlachten
und Offensiven.

Die Nachfrage an Sachbüchern und Chroniken war konstant und die Zahl
der Veröffentlichungen groß, große Auflagen wurden aber selten erzielt.
Das änderte sich mit dem erscheinen der ersten Bände des Reichsarchivs,
die auch heute noch leicht und relativ preiswert verfügbar sind und ein
gutes Informationsgerüst darstellen, bis auf die Ausnahme der Bände zum
zum Waffenstillstand und dem Ende der Monarchie. Diese Bände erschienen
bezeichnenderweise erst kurz vor dem Ausbruch des folgenden Weltkriegs
und spiegeln teilweise eine NS-Interpretaion der Ereignisse.

Zwei wichtige  Publikationen haben wir schon vorgestellt, es sind:

Krieg dem Kriege von Ernst Friedrich, Berlin 1924
Der Weltkreg in seiner rauhen Wirklichkeit Verlag Rutz, Oberammergau 1926
Beide Bildwerke haben verdienterweise im In- und Ausland große Beachtung
und Aufmerksamkeit gefunden, und wurden nach 1933 auf den Index der
verbotenen Bücher gesetzt. Beide Bücher haben es geschafft, das Publikum
emotional zu erreichen, während allgemein kurz nach dem Kriege das Interesse
an einer intensiven Beschäftigung und Aufarbeitung des verlorenen Krieges
gering war; es bedurfte eines gewissen zeitlichen Abstandes zu dem Geschehen.

Zehn Jahre nach dem Ende des Krieges kehrte der Krieg auch in der Belletristik
zurück, und die Kriegsliteratur erlebte eine regelrechte Blüte, deren Höhepunkt
sicherlich mit dem Buch „Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque
1929 erreicht wurde. Der Roman wurde pünktlich zur zehnjährigen Wiederkehr
des Waffenstillstandes als Vorabdruck im Feuilleton der Vossischen Zeitung
als Fortsetzungsroman abgedruckt, vom 10.11. bis zum 9.12.1928; 1929 als
Buch, fast zeitgleich auch in Übersetzung, in Auflage von mehrerer hundert-
tausend Exemplaren. Ein Bestseller und Erfolgswerk, und schon im nächsten Jahr
in Hollywood verfilmt.

Buch und Film gelten heute als Klassiker, zu ihrer Zeit haben sie die Gemüter
und die öffentliche Diskussion sehr bewegt; natürlich wurde das Buch 1933
verboten- der Film wurde 1931 im Reich und in Österreich indiziert. Jedem sei
folgende Veröffentlichung hierzu ans Herz gelegt:

 Der Fall Remarque  Im Westen nichts Neues
 Eine Dokumentation. Herausgegeben von Bärbel Schrader
 Originalausgabe als Taschenbuch, Reclam Verlag Leipzig 1992
 ISBN 3-379-01433-8  Format:105 x 175 X 28 mm, 420 Seiten
Interessant sind insbesondere die Kritiken aus zeitgenössischer Sicht, weil dadurch
indirekt auch ein Überblick über die verfügbare Literatur gegeben wird. Beide sind
hier online verfügbar:
Benno von Wiese:
Das Bild des Krieges in der deutschen Literatur der Gegenwart
„Zeitschrift für deutsche Bildung", Frankfurt am Main, 1/1930
Herbert Kranz: Menschen des großen Krieges
„Die Tat", Jena, No.14, Dez 1929/Jan1930
Nicht alle in den Kritiken besprochenen Bücher sind heute noch leicht verfügbar;
Jüngers Stahlgewitter und Renns Krieg finden noch in Neuauflagen statt, der Opfergang
des Fritz von Unruh findet in den Grabbelkisten des Antiquariates statt. Das Buch
„Opfergang", in der französischen Ausgabe „Verdun" betitelt, ist heute- vollkommen
zu Unrecht- in Vergessenheit geraten. Es erschien 1918 im Druck, geschrieben und
veröffentlicht wurde es jedoch bereits 1916. Wenn man die Enstehungsgeschichte und die
Vita des Autors kennt, weiß man, warum das Werk so bedeutend ist:

Fritz von Unruh, preußischer Adel und Offiziersfamilie, Vater General, auf Kadettenschulen
erzogen, mit den preußischen Prinzen und insbesondere dem Kronprinzen als Schul- und Spiel-
kamerad seit der frühesten Jugend verbunden. Die wahre Berufung Schriftsteller; erstes wichtiges
Werk „Offiziere" 1910, deshalb den Abschied genommen, 1914 wieder freiwillig gemeldet.
Als Kompagniechef und Bataillonschef Fronterfahrung. Als guter Freund des Kronprinzen im
März des Jahres 1916 beauftragt, das historische Ringen um Verdun in Worte zu fassen.
Unter Vorbehalt des Schriftstellerethos nur die eigene künstleriche Sicht zu zeigen, akzeptiert.
 

Entstanden ist eine unmittelbar zeitnahe  Erzählung  des großen Ringens um Verdun, die
im Feuer vor Verdun entstand, und bis heute darunter leidet, daß Fritz von Unruh sich eines
expressionistischen Stils bedient, der den Zugang zu seinem Werk bis heute für die breite
Masse verschließt. Noch bevor die Schlacht um Verdun abgebrochen oder gar entschieden
war, war das Werk vollendet. Der Autor durfte aus dem Manuskript in einer Lesung vor dem
Kronprinzen und dessem versammeltem Stab am 16. Juni vorlesen; am nächsten Tage erhielt
er einen Marschbefehl und eine Versetzung zu einem Sturm-Pionierbataillon an der vordersten
Front, mit dem Auftrag, als Führer einer Erkundung die Stärke der feindlichen Linien festzu-
stellen.

Zur Ehrenrettung des Kronprinzen sei erklärt, daß er an dieser Versetzung keinen Anteil hatte
und drei Tage später, als er davon erfahren hatte, den Kadettenfreund von Unruh in die Etappe
versetzt hat. Das Werk „Opfergang" wurde indiziert, aber im Dezember 1918 erstmal veröffent-
licht. Es ist bezeigt, daß in deutschen Gräben um 1917 aber schon  Abschriften zirkulierten.
Fritz von Unruh war nach dem Weltkrieg als Schriftsteller tätig, emigrierte vor dem folgenden
Krieg in die USA und kehrte in den 50er Jahren in die Bundesrepublik zurück. Mit zutreffender
Weitsicht hatt er bereits 1936 erklärt, daß die Nazionalsozialisten einen Krieg vorbereiten, und
daß nach diesem Krieg  „ Auf dem Potsdamer Platz Schafe weiden werden", und diese
Prophezeihung hat sich tatsächlich ja so auch erfüllt.

Der Pionier Cox vom „Argonnerkorps mit dem Totenkopf zwischen den Kokarden" ist passé,
und der Tambour-Gefreite  Preis, „ der galt" , weil er „ einige französische Handgranaten, die
vor den Hauptmann geworfen wurden, zurückwarf", sind somit perdu, und weil niemand mehr
den „Opfergang" lesen will oder kann, „dem hier ein Ende gesetzt sei" im Unruhschen Sprachstil.
Unter anderem lernen wir, daß noch 1916 vor Verdun der Tambour als Signalübermittler einge-
setzt wurde. Und wie er sich gefreut hat, daß er eine französische Trommel fand, nachdem
seine eigene schon lange vorher zerschossen war- das muß man nachlesen.


Anmerkungen zu Remarque.
 

„Im Spätherbst 1928 erschien in der "Vossischen Zeitung" ein Fortsetzungsroman.
Sein Titel: "Im Westen nichts Neues". Binnen weniger Wochen hatte sich der bis dahin
nahezu unbekannte Autor Erich Maria Remarque in einem Akt der Selbstbefreiung das
letztlich unverarbeitete Kriegserlebnis von der Seele geschrieben. Sein Roman - vom
S. Fischer Verlag zuvor abgelehnt - wurde ein ungeheurer Erfolg. Als die Buchausgabe
im Januar 1929 auf den Markt kam, meldete die Branche Rekordabsätze. Bereits ein
Vierteljahr später waren weit über eine halbe Million Exemplare verkauft, Ende 1929
lagen Übersetzungen in zwölf Sprachen vor. Auch die amerikanische Verfilmung 1930
wurde ein Ereignis von weltweiter Resonanz. Bis heute werden allein in Deutschland
jährlich 60-70.000 Exemplare des Buches verkauft "
WDR Nachtkultur  WDR-Fernsehen,  20.10.1999


Seltsam, daß die vom Ullstein-Verlag geschaffene Legende  nicht ausstirbt- der bis dahin
unbekannte Aurot, der sich das Kriegserlebnis binnen weniger Wochen von der Seele schrieb.
Nichts davon ist war- bis auf en geringen Bekanntheitsgard des Autors. Das Buch wurde ein
ungeheurer Erfolg, und verkuaft sich auch heute noch gut. Das Buch und vor allem sein
Autor waren schon beim Erscheinen des Buchs, 1929 Gegenstand zahlloser Dispute.

Der Ullstein-Verlag hatte die Veröffentlichung mit einem bis dahin nie gekannten Aufwand
beworben, und im Rahmen der gigantischen Marketingkampagne setzte der Verlag die
Geschichte des Veteranen in Umlauf, der sich zehn Jahre nach dem Krieg die nicht verar-
beiteten Kriegserlebnisse binnen weniger Wochen von der Seele schrieb. Auch der Autor
Remarque stand in den wenigen Interviews, die nach der Veröffentlichung von ihm gegeben
wurde, zu dieser Legende und behauptete, das Buch sei binnen sechs Wochen quasi im
„Schreibrausch" entstanden. Diese Legende und dazu die bisherige tatsächliche/fiktive
Vita des Remarque boten natürlich auch genug Angriffsfläche für die Kritiker.

Tatsächlich wurde der Mann, der heute als Erich Maria Remarque bekannt ist, am
22.06.1898 in Osnabrück als Erich Paul Remark geboren. Das Pseudonym, unter dem
er später bekannt wurde, hat er erstmals 1921 verwendet; es war allerdings nur eines
unter vielen- Remarque hat auch unter den eher weniger bekannten Pseudonymen
Carl Maria Remarque, Kai Henriksen, Juan de Lavalette und Ernst Winter veröffentlicht,
wie auch unter seinem richtigen Namen Erich Remark. Remarque hatte die Familie Remark,
die aus dem Grenzgebiet bei Aachen stammt, tatsächlich bis 1871 geheißen- einige
Zweige auch Remarcle. 1871 hatten die Remarques ihren Familiennamen germanisiert.

Dazu kommt 1924 ein durch Adaption durch den verarmten Adligen Hugo von Buchwald
erworbener Titel: „Freiherr von Buchwald", den Remarque zeitweise wie folgt verwendet:
„Freiherr von Buchwald, genannt Remarque". Angeblich soll der Adoptivvater hierfür
500 RM erhalten haben (1924  1 US$= 4,20 RM).
 

1929 setzten die Nationalsozialisten dazu die Legende in die Welt, Remarque heiße
eigentlich Kramer, hätte aber seinen Namen umgedreht und „verwelscht". Auch diese
Legende hält sich bis heute hartnäckig. In der Wochenschrift „ Die Kommenden. Über-
bündisches Blatt der volksbewußten Jugend " vom 03.05.1929  wurde dem Remarque
bzw. Kramer vorgehalten- mit Berufung auf  nicht benannte „Zeugen" und „Kriegs-
kameraden", daß Remarque den Krieg ja nicht als Frontsoldat erlebt hätte, sondern
als Armierungssoldat. Kramer habe aktiven Wehrdienst geleistet, sei als Unteroffizier
der Reserve im Weltkrieg zum Armierungsbataillon 35 eingezogen worden:

„ ...Das Armierungsbataillon 35 war dem Pionierbataillon 30 an der Westfront
zugeteilt. Ein Angehöriger dieses Truppenteils hat Kramer diesntlich und per-
sönlich kennengelernt, als das Armierungsbatailon die Nachschubeinrichtungen
der Pioniere bediente. Von ihm kommen die Angaben über Kramers militärische
Vergangenheit.
Gegen die Person des Autors ist nichts zu sagen. gegen den Autor selbst als
solchen spricht die alleinige Tatsache, daß er sich von Ullsteins Propyläenverlag
zur Herausgabe dieses Buches hat verleiten lasse, das wohl ein Frontsoldatenbuch
sein will, aber keines ist."
Die Kommenden. Überbündisches Blatt der volksbewußten Jugend  03.05.1929
Auch dies Legende. Fakt ist, daß Remarque als Erich Kramer am 21.11.1916
eingezogen wurde. Rekrudendepot : I.Ersatzbataillon des I.R. 78.

Am 12.07.1917 kommt Erich Remark in den Westen- zur 2. Kompanie des
Feld-Rekruten-Depot der 2. Garde-Reserve-Division. Er wird zur Feldeinheit
versetzt, 2. Kompanie, Reserve-Infanterie-Regiment 15. Er wird längere Zeit
bei Schanzarbeiten eingesetzt, und am 31.07.17 durch Granatsplitter am linken
Arm und rechten Bein verwundet und erhält einen Halsschuß. Schon vorher wurde
sein Freund Christian Kranzbühler bei Schanzarbeiten schwer verletzt; er verlor
ein Bein. Remark hat ihn zurückgeschleppt. Remark selbst wird am 01.08.17
im Feldlazarett 309 in Tourhout geführt, Ende August 1917 geht er auf Heimat-
transport.St. Vinzenz-Hospital, Duisburg. Nach der Genesung verbleibt er hier als
Lazarettschreiber. Am 31.10.1918 Versetzung zum I.Ersatzbataillon I.R. 78 nach
Osnabrück. Bekannt ist aus der Militärzeit, daß ihm am 20.01.1917 ein Zeugnis
über die Befähigung zum einjährig-freiwilligen Dienst erteilt wurde.

Ein Bild aus vermutlich Juni 1917 zeigt Remark in der Mitte,
Kranzbühler links. Falls Remark zu diesem Zweitpunkt Aus-
zeichnungen trägt, sind sie durch den Blumenstrauß verdeckt.
Ansonsten sind auf dem Bild keine Knöpfe oder Tressen zu
erkennen- drei Gemeine. Kranzbühler dient vielleicht als
Vorlage für die Romanfigur Kemmerich- der mit den guten
Stiefeln, der sein Bein verliert und im Lazarett verstirbt. Im Januar tritt Remark
in Osnabrück in Leutnantsuniform auf, u.a. im Café Germania. Kranzbühler zeigt
Remark an, weil er meint, daß Remark Achselstücke und auch die Auszeichnungen,
das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse, unberechtigt trage. Es gibt eine Ver-
nehmung auf einer Polizeistation , bei der Remark angibt, die Offiziersuniform des
Leutnants (d.R.??) mangels vorhandener Papiere in Zukunft nicht mehr tragen zu
wollen, und zu den beiden E.K. gibt er an, diese seien ihm vom Soldatenrat in
Osnabrück verliehen worden, die vorläufigen Besutzzeugnisse lgen zur Zeit beim
Soldatenrat, zur Eintragung in Soldbuch/Militärpaß. In der sehr umfanreichen und
detaillierten Biographie heißt es hierzu:
 

              „ Der Arbeiter- und Soldatenrat bestätigte am 15. November 1918
                     die Verleihung des Ehrenkreuzes Erster Klasse an Erich Remark.
                     1919-5. Januar: Entlassung aus der Armee, Verzicht auf Orden und Ehrenzeichen"
                  http://www.remarque.uos.de/intern.htm

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Hierzu gibt es auch ein Bild vermutlich um die Jahreswende 18/19.
Nicht als Leutnant, sondern als gemeiner Soldat in der 15er Bluse,
mit Wickelgamaschen, Mannschaftskoppel, Schirmmütze mit
beiden Kokarden., unvorschriftsmäßigen (Offiziers-) Handschuhen,
und Auszeichnungen- zwei Ordensbänder, ein Steckkreuz. Die
schlechte Bildqualiät läßt nicht erkennen, um welche Auszeichnungen
es sich handelt, und ob das Bild unretuschiert ist.  Vermutlich EK I
und EK II, dazu eine Bandschnalle. Eine unbekannte Auszeichnung,
oder Remark trägt das Band zum E.K. Ii doppelt- einmal, wie zur Bluse
üblich, als Schnalle, einmal, wie zur Bluse unüblich, aufgenäht in der Form,
wie das Band am Waffenrock im zweiten Knopfloch getragen wurde-  auf
dem Bild hier noch unüblicher, sehr tief getragen oder einretuschiert.

Weitere biographische Stationen und Veröffentlichungen bis 1929:

1898, 22. Juni: Geboren in Osnabrück als Erich Paul Remark
1904 bis 1912 Volksschule
1912 bis 1915 Katholisches Lehrerbildungsseminar für Volksschullehrer
1916 Einberufung, Militärzeit
1919 Januar Entlassung aus dem Militärdienst, Wiederaufnahme der
       Ausbildung
1919-20.11.1920 Lehrer, danach verschiedene Tätigkeiten als
       Kaufmännischer Angestellter, Buchhalter, Grabsteinverkäufer,
       Klavierlehrer, Organist
1921 Literaturkritiker für Osnabrücker Tageszeitungen
1922 Werbetexter und Redakteur bei Continental-Gummiwerke, Hannover
1925 Redakteur bei Sport im Bild

Veröffentlichungen:
1916 Von den Freuden und Mühen der Jugendwehr.
1918 Ich und Du
1920 Die Traumbude. Ein Künstlerroman.
1924 Über das Mixen kostbarer Schnäpse. Essay
1924 Leitfaden der Decadence
1927 Station am Horizont. Roman
1928 März: Im Westen nichts Neues wird vom Verlag S. Fischer abgelehnt
       August: ...wird vom Ullstein-Verlag angekauft
       November: ...erscheint in der Vossischen Zeitung als Vorabdruck
1929 erscheint am 29. Januar als Buch

Über die Entstehungsgeschichte des Megasellers Im Westen nichts Neues
ist bekannt, daß Remarque schon im November 1918 an einem Roman über
den ersten Weltkrieg arbeitete, er das Buch mehrfach überarbeitete und
das Manuskript in verschiedenen Versionen vorliegt. Auch unterscheidet
sich der Vorabdruck in der Vossischen Zeitung von der Buchausgabe 1929;
u.a. wurden kritische Passagen gegen die Kirche und die Kriegsführung
herausgenommen bzw. umgeschrieben.


Nun ist ja die Verwendung von Pseudonymen nicht ungewöhnlich,
und auch viele andere Weltkriegswerke, die Ende der zwanziger Jahre
entstanden, erschienen unter Pseudonym.

Der Dichter Joachim Ringelnatz ( 1883-1934), geboren als
Hans Bötticher, benennt sich 1919 in Jochim Ringelnatz
um. Geschrieben hat er auch unter wechselnden Pseudonymen:
Pinko Meyer, Fritz Dörry,  Gustav Hester.  ( Ringelnatz= see-
männisches Kosewort für das glücksbringende Seepferdchen)

Ringelnatz fuhr vom 1901 bis 1905, zunächst als Schiffsjunge,
später als Matrose zur See, darunter fällt auch die Zeit als
Freiwilliger ( Einjähriger) bei der kaiserlichen Marine. 1914-1918
dient Ringelnatz in der Marine und an der Westfront, u.a. als
Offizier in der Marineinfanterie.  Unter dem Pseudonym
Gustav Heester veröffentlicht er 1928: Als Mariner im Krieg


In der Frankfurter Zeitung erscheint ab September 1928 als
Vorabdruck der Roman Krieg von Ludwig Renn. Auch dieser
Name ist ein Pseudonym. Dahinter verbirgt sich der 1889 in
Dresden geborene Arnold Friedrich Vieth von Golßenau.
Nach dem Abitur 1910 tritt er in das 1. Königlich-Sächsische
Leibgrenadierregiment Nr. 100 ein. 1914-1918 dient er zunächst
als Regimentsadjutant, später als Kompanie- und Bataillonsführer
an der Westfront. 1918 kehrt er als Wahlführer eines Bataillons
nach Dresden zurück. 1920 ist v. Golßenau Hundertschaftsführer
der Sicherheitspolizei; während des Kapp-Putsches in Berlin
weigert er sich, auf demonstrierende Arbeiter schießen zu lassen
und nimmt kurz darauf als Hauptmann seinen Abschied.

Danach Studium von 1920-23 und 1926/27, verschiedene Tätigkeiten
und Reisen. Ab 1927 Dozent an der VHS Zwickau unter dem
Namen Ludwig Renn:  Vorträge für Arbeiter über die Geschichte
Chinas. 1928 Eintritt in die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands).



Übersicht über die bis 1939 erschienenen Titel zum Weltkrieg 14/18
(unvollständige  Auswahl)