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Feiertage. Eine klene Anekdote aus meiner Schulzeit vorweg: Zur Zeit der geburtenstarken Jahrgänge vor dem „Pillenknick" gab es große Klassen, eine Schülerschwemme und Lehrermangel. Ich erinnere mich gut und auch gerne daran, daß man an unserem Gymnasium in der Not Herrn Dr. F. als Lehr- körper reaktiviert hatte, welcher sich gerne bereit erklärt hatte, aushilfsweise den Schülern der Unter- und Obertertia Geschichtsunterricht zu erteilen, bis der Lehrermangel an diesem Institut durch Neueinstellungen behoben sei.
F. war damals gerade 70 Jahre geworden, und deshalb eigentlich schon längere Zeit in Pension. Wir 15- und 16jährige damals hatten schon ein Gespür für das außergewöhnliche in dieser Kombination, aber vollkommen überrascht wurden wir in einer der Geschichtsstunden im neuen Schuljahr, als wir gefragt wurden, was denn heute für ein Tag sei. Niemand wußte die richtige Antwort, und mit wohl gefühlter, aber mehr gespielter denn empfundener Entrüstung erklärte Herr F: „Heute ist doch Sedanstag!" Und dann, vollkommen abweichend vom Lehrplan der Woche, erzählte uns Herr F. vom Sedanstag, vom Kaiser und von seiner Kindheit im Kaiserreich.
Sedanstag- welch eine Wendung durch Gottes Führung. In der Entscheidungs- schlacht bei Sedan gerät der französische Kaiser in Gefangenschaft, und der König von Preußen wird wenig später zum deutschen Kaiser. Der Tag von Sedan war im Deutschen Reich als nationaler Feiertag als Identifikationsmoment ungleich wichtiger als der Kaisergeburtstag. Durch den Sieg bei Sedan konnte die Nation begründet werden.
Heute tun wir uns schwer mit Nationalfeiertagen, weil die Nation sich mit ihrer Identifikation als Nation immer noch schwer tut. Die Zeit von 1933 bis 1945 wirft einen langen Schatten bis in die Gegenwart, und es fällt den Deutschen natürlich schwer, sich mit der eigenen Geschichte zu identifizieren- das ist Goethe und Auschwitz. Niemand hat sich in seiner pränatalen Phase aussuchen können, in welche Welt und als was er geboren werden würde. Die meisten Deutschen haben aber offensichtlich Schwierigkeiten, ihren Platz im globalen Ordungsssystem nach Nationalität einzunehmen und ihre „Rolle" zu spielen. Sie möchten lieber Europäer sein, oder Neutren. Das funktioniert aber nicht. Blöse Zungen behaupten, das die Nation sich lange ersatzweise über die D-Mark definiert hat- diese Zeiten sind vorbei.
Aber zurück zum Thema: Nationalfeiertag. Was jetzt? Tag der D-Mark? Die vergangene Bundesrepuiblik hat sich als Nationalfeiertag den 17. Juni ausgesucht, den Tag des Aufstandes in der „Sowjetischen Zone". Als eindeutiges Zeichen zum Bekenntnis eines Willens zur Wiedervereinigung des in Stücke geteilten Vaterlandes. Dies beinhaltete auch noch nach der politischen Willenserklärung der damaligen Re- gierungen „vor Brandt" die als die „zur Zeit unter polnischer" bzw. „unter sowjetischer Verwaltung" stehenden Teile des Vaterlandes auf der Landkarte von 1937.
Zu Zeiten des Kalten Krieges war der 17. Juni bis 1989 in Westdeutschland ein willkommener freier Arbeitstag; Arbeitstag war er im Bundestag in Bonn, wo die Abgeordneten im Sonntagsanzug für Dekaden den Festakt zelebrierten, zuletzt im Juni 1989. Zu einem eigenen nationalen Feiertag hatte es die Bundesrepublik nicht geschafft- zumindestens der Verfassungstag hätte sich angeboten. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde der 17. Juni als nationaler Feiertag obsolet; seither ist der 3. Oktober der Nationalfeiertag, der Tag, an dem die DDR der Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist, zum Feiertag bestimmt worden.
Das ist ein Datum der Geschichte und vor allem der Politik; mit diesem Datum verbindet die Mehrheit der Bevölkerung gefühlsmäßig nichts; sie fühlt sich ver- bunden mit dem 9. November 1989, wo Millionen vor dem Fernsehgerät oder in der Realität die Öffnung der Grenzen erlebt haben können.
Auf dem Kalender der Geschichte war aber der 9. November für die deutschen Politiker als Datum für einen deutschen Nationalfeiertag diskreditert, weil eben da 1938 ein als „Reichskristallnacht" bekannt gewordenes, von den Nazis inszeniertes Progrom gegen die Deutschen jüdischen Glaubens stattfand. Es hilft jetzt nicht, festzustellen, daß das „Progrom" von 1938 keines war, weil die Ereignise von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wurde, und es sich um eine organisierte Ver- anstaltung der Nazipartei handelte. Die demokratischen Deutschen, sofern sie an der Festlegung eines nationalen Feiertages 1990 beteiligt waren, haben sich für den 3. Oktober entschieden.
Und weil mit diesem Datum wenige Emotionen verbunden sind, kann auch im Jahre 2004 sich ein Finanzminister namens Eichel erlauben, den Feiertag abschaffen zu wollen. Der Finanzminister ringt um seinen Haushalt; seine Steuerprognoisen brechen zusammen, und er weiß, das rein rechnersich ein Tag Mehrarbeit pro Jahr 1 % Wirt- schaftswachstum bringen, deshalb hat er sich auf die Streichung eines Feiertages besonnen; naürlich hat er dabei einen Tunnelblick. Den 3. Oktober könnte man tat- sächlich streichen, aber nicht um des Willens eines Beseitigung eines Feiertages.
Da hat er sich verschätzt, weil der Widerstand zu groß wurde. Der Superminister Clement, Chef der Arbeitslosigkeit und der Wirtschaftsflaute, hat zwar als guter Partei- und Regierungssoldat in gewohnetr Manier versucht, alle Kritiker wegzubeißen, aber der Kanzler selbst gibt die Diskussion als verloren preis. Es würde jetzt zu weit und vor allem zu weit weg von unserem Thema Nationalfeiertag führen, wenn man die dadurch ausgelösten Diskussionen „Feiertag kürzen" noch näher betrachten wollte.
Aber weil sich durch die Diskussion bereits so viele Unberufene zu relativ unqualifizierten Äußerungen zu Wort gemeldet haben, hier auch meine Meinung, und zunächst das Hauptargument:
- Die Streichung eines Feiertages führt in der Statistik zwar zu 1% Wirtschaftswachstum pro Jahr, allerdings ist der Hauptposten auf der Einnahmeseite der Steuerbilanz die Einkommenssteuer, und hier verändert sich nichts, wenn Arbeitnehmer einen Tag länger zum gleichen Einkommen arbeiten.
Damit sollten die Gedankengänge der Regierung eigentlich ad adsurbum geführt sein. Dem ist aber nicht so. Tatsächlich fühlen sich durch die Aussage des Finanzministers- wer dem nicht zustimmt- na gut- der soll halt eigene Vorschläge unterbreiten, viele zu Unrecht an- gesprochen. Zu Unrecht, weil einerseits die Unfahigkeit des Ministers durch eigene Er- klärung ihn nicht aus der Verantwortung für bessere Lösungen nimmt, andererseits öffnet es Tor und Tür für eigentlich unverlangte und der Sache kontraproduktive Vorschläge von anderer Seite.
Ich behaupte jetzt einfach mal, das die derzeitige Regierung, die derzeitige Opposition und auch der Großteil der derzeitigen Journalisten zu dumm sind, um ein Loch in den Schnee zu pissen. Das ist jetzt fett gedruckt- zu Recht.
Die Medien überbieten sich in Umfragen, welcher Feiertag denn zu streichen sei, wenn denn nicht der 3. Oktober; die Opposition meint, die Verlängerung der Wochenarbeitszeit sei opportun- jeder wird gerne 2 oder drei Studnden pro Woche mehr arbeiten, wenn der Arbeitsplatz garantiert wird- sagt Frau Merkel. Und der Interessensvertreter der Industrie will für alle 40 Stunden pro Woche, und den Samstag als Regelarbeitstag ohne Zuschläge für alle. In solch einer Welt leben wir jetzt.
Ich biete den Herren Eichel, Clement und dem Herrn Schröder als Rat an, zumindestens der Hälfte der jetzt 4.5 Millionen Arbeitslosen einen Arbeitsplatz zu schaffen- das ist gut für die Steuerein- nahmen und den Bundeshaushalt. Den guten Rat kennen sie schon, aber ihn zu befolgen, sind sie nicht in der Lage. Sie geben halt nur laut eigenem Verständnis der Regierung- die Rahmenbedin- gungen vor. Denkbar schlechteste.
Was machen wir jetzt mit dem Nationalfeiertag? Abschaffen, und uns einen neuen suchen. Den 3.Oktober nimmt die Bevölkerung gerne als arbeitsfreien Tag an, besser wäre der 9. November. Damit kommt die Bevölkerung gut zurecht die Politik klebt an der Last des Goebbel`schen verordneten Progroms. Die Bevölkerung sollte gut mit beiden Ereignissen als Jahrestag umgehen können- soviel Vertrauen in die Bevölkerung seitens der Politik sollte schon bestehen.
Ansonsten biete ich der Republik auch gerne, aber vermutlich erfolglos an, daß man an Stelle der unbeliebten verordneten republikanischen Feiertage wie dem 3. Oktober die alten, monarchistischen Feiertage wie den Sedanstag und Kaisers Geburtstag wieder einführen möge.
Das ist hört sich alles krank an ? Ja. ist es auch. Wir sind nur eine kleine, spinnerte, unbedeutende Gruppierung. Aber bald gehen wir an die Börse, und dann werden wir in der Lage sein, dem Staat und der Regierung Geld anzubieten- wir werden z.B. die klamme Regierung dabei unterstützen, kultur- historisch wertvolle und national bedeutende Projekte zu renovieren- wie das Brandenburger Tor zum Beispiel. Das werden wir nachts beleuchten und unser kaiserliches Banner anhängen, und dann ist jeden Tag Sedanstag. Wir kaufen der Stadt Berlin, vertreten durch den Senat, das Recht an nationalen Symbolen, wie z.B: dem Brandenburger Tor, für eine begrenzte Zeit einfach ab. Wir bezahlen ifür diese Zeit die Renovierung, und im Gegenzug behängen wir das Tor mit unserer Werbung. Zum Beispiel mit Transparenten mit den kaiserlichen Bannern, und nationalen Sinnsprüchen. Welch eine Wendung durch Gottes Fügung! Das glauben Sie nicht? Na, schauen Sie mal hier die Telekom-Werbung:
Der derzeitige Bundesfinanzminister Eichel hat ja auf der Pressekonferenz resigniert- nachdem seine Idee der Streichung eines Feiertages offensichtlich nicht weiter verfolgt, und alle aufgefordert sind, da er ja keine Ideen mehr hat, hierzu Alternativen anzubieten:
1. Halbieren sie die Arbeitslosenzahlen- das bringt Steuereinnahmen und Konsum. das hat die Regierung Schröder bereits zweimal allerdings ohne Erfolg versprochen ( Die Regierung Kohl allerdings auch zweimal- das scheint Methode zu haben.) 2. Vermieten sie uns das Brandenburger Tor für zwei Jahre Wir bringen dann daran Werbung an, im Gegenwert von 1% Wirtschaftswachstum pro Jahr 3. Vermieten sie uns das Recht an dem Begriff „Nationaler Feiertag" Dann werden wir den Begriff jedes Jahr neu werbewirksam besetzen, versprochenes Wachstum mindestenes 1% pro Jahr
Sollten Sie daran interessiert sein, weitere Feiertage oder nationale Symbole oder die die Republik oder Teile davon zeitweise zu Werbezwecken zur Verfügung zu stellen, erbitten wir ihre Anfrage.