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Von Alexander Cormans. Stuttgart, 1914.
Mit 12 Bildern.

 
 
Aus der Geschichte der Schutztruppe für Südwestafrika. Von Alex. Cormans. Stuttgart 1914.

Bei der Aufsuchung eines Seeweges nach Ostindien endeckte im Jahre 1486 der Portugiese Diaz an der Südwestküste Afrikas eine Bucht, die er wegen ihrer Kleinheit Angra Pequena taufte. Diese vielverzweigte felsige Bucht, die noch drei Inseln und mehrere für die Schiffahrt gefährliche Felsen umschließt, bildete im Jahre 1884 den Ausgagngspunkt für die deutsche Kolonisation in Südwestafrika. Ein wagemutiger bremischer Kaufmann, F.A.E. Lüderitz, hatte ein Jahr zuvor durch Kaufverträge mit dem Namahäuptling Frederiks die Küste vom Oranjefluß bis zum 26. Grad südlicher Breite in einer Ausdehnung von 20 geographischen Meilen erworben und im Hafen von Angra Pequena die Handelsstation Fort Vogelsang angelegt.

    Am 24. April 1884 wurde dies sogenannte Lüderitzland unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt, und im August des nämlichen Jahres wurde dieser Schutz auch auf die Küstenstrecke vom 26. Breitengrad bis Kap Frio ausgedehnt, ausgenommen die Walfischbai mit den vorliegenden kleinen Inseln, die England für sich beanspruchte. Durch Verträge mit Portugal und England wurden die Grenzen gegen Norden, Osten und Süden genau festgelegt, und innerhalb dieses Gebietes Schutzverträge mit den eingesessenen Häuptlingen von Bethanien, Otyitambi, Berseba, mit Kamaherero von Otjimbingue und dem Häuptling von Omaruru, den Bastards von Rehoboth, den Buren in Upingtonia und mit dem Häuptling der Bondelzwaarts abgeschlossen. Nachdem die 1885 gebildete „ Deutsche Kolonialgesellschaft " die Besitzungen von Lüderitz und einen Teil des daran stoßenden nördlicheren Gebietes übernommen hatte, entsandte die deutsche Regierung als ersten Reichskommissar den Dr. Göhring nach Südwestafrika, zu dessen Schutz bei dem unruhigen Charakter der eingeborenen Bevölkerung bald eine kleine Polizeitruppe gebildet werden mußte.

      Sie bestand aus 2 Offizieren, 5 deutschen Unteroffizieren und 20 Eingeborenen, war also viel zu schwach, um ernstlichen Gefahren wirksam zu begegnen. Den beständigen Raubanfällen der Nama unter ihrem gefürchteten Häuptling Witbooi in das Hereroland vermochte sie nicht Einhalt zu tun, und die dadurch geweckte Unzufriedenheit machte es dem englischen Agenten Lewis leicht, Kamaherero im Jahre 1888 zur Aufhebung aller von ihm mit den Deutschen geschlossenen Verträge und zur Vertreibung der Deutschen aus Otjimbingue zu bestimmen. Der Reichskommissar selbst sah sich gezwungen, das Land zu verlassen. Diese Vorgänge führten zur Entsendung der ersten deutschen Schutztruppe unter dem bekannten und verdienstvollen Aufrikareisenden Hauptmann v. François im Jahre 1889, so daß diese Truppe im Frühling des Jahres 1914 auf ein fünfundzwanzigjähriges Bestehen zurückblicken konnte. Ihre bescheidenen Anfänge ließen freilich nicht ahnen, wie bedeutsam und wie ruhmvoll sich die Geschichte dieses ersten Vierteljahrhunderts gestalten sollte. Bestand sie doch zunächst nur aus 21 Mann, die erst nach Jahresfrist auf 50 vermehrt wurden. Um einen festen Stützpunkt zu gewinnen, errichtete die kleine Schar auf einer Berglehne über der Stadt Windhuk eine mit vier Türmen bewehrte starke Feste, die noch heute als das älteste Wahrzeichen deutscher Macht auf südwestafrikanischem Boden emporragt. Zwar war Lewis durch das Eintreffen der Schutztruppe genötigt worden, die Kolonie zu verlassen, aber ein friedliches Verhältnis zu den Eingeborenen war dadurch noch nicht gesichert.

        Bis zum Jahre 1892 allerdings wurden diese hinlänglich durch die erbitterten Kämpfe beschäftigt, die sie untereinander führten; dann aber schlossen sie plötzlich Frieden, und es konnte nicht zweifelhaft sein, daß dieser Versöhnung die Absicht eines gemeinschaftlichen Vorgehens gegen die verhaßten deutschen Eindringlinge zugrunde lag.Die Größe der Gefahr rechtzeitig erkennend, bat Hauptmann von François dringend um Verstärkungen aus dem deutschen Mutterlande, und die aus 2 Offizieren mit 212 Unteroffizieren und Reitern bestehende Truppe landete im März 1893 eben noch zur rechten Zeit, um einen bereits vorbereiteten Angriff der vereinigten Herero und Hottentotten auf Windhuk zu verhindern. François konnte nunmehr selbst angriffsweise vorgehen, und er wandte sich zunächst gegen Deutschlands gefährlichsten Feind, gegen Hendrik Witbooi, den Häutling der Nama-Hottentotten, dessen befestigtes Hauptlager Hornkranz er am 12. April 1893 erstürmte. Der Häuptling von Gibeon gab sich damit freilich noch nicht besiegt. Bis zum August 1894 zogen sich die erbitterten Kämpfe hin, die an die Tapferkeit, Ausdauer und Entsagungsfähigkeit der kleinen Truppe die denkbar höchsten Anforderungen stellten. Dann fiel mit der Erstürmung der Naukluft der entscheidende Schlag, und Hendrik Witbooi sah sich zur Unterwerfung gezwungen.

          Ein gefährlicher Gegner war niedergerungen, gesicherte Zustände aber waren auch durch diesen Erfolg nicht geschaffen. Bald hier, bald dort loderten in kurzen Zwischenräumen die Flammen des Aufruhrs empor. Waren es in den Jahren 1894 und 1895 die Khamas- und die Simon-Copper-Hottentotten gewesen, die der kleinen Schutztruppe zu schaffen gemacht hatten, so drohte 1896 eine aufständische Bewegung von sehr viel größerer Tragweite. Jetzt waren es die Ostherero, die sich mit dem Ovambandjeru und den Khamas zu einer gemeinschaftlichen Erhebung vereinigt hatten. An der Spitze der Schutztruppe stand nunmehr der 1895 zum Landeshauptmann ernannte Major Leutwein, dem es gelang, die Aufständischen in den schweren Kämpfen bei Siegsfeld und Sturmfeld zu schlagen. Unmittelbar danach traf die junge Kolonie ein sehr harte Schlag durch die von Süden her erfolgte Einschleppung der Rinderpest, der ein großer Teil des Viehstandes der Weißen und Eingeborenen zum opfer fiel. Die zur Durchführung der von Koch empfohlenen Schutzimpfung erforderlichen Maßregeln gaben im Dezember 1897 den Zwartbooi-Hotten- totten den Vorwand zu einer Erhebung, der sich auch eine Anzahl Herero anschloß, während der Oberkapitän Samuel Maharero, der Kapitän Manasse von Omaruru und Hendrik Witbooi sich diesmal als treu erwiesen und sofort die von der Regierung verlangten Mannschaften stellten

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            Der Feldzug, durch außergewöhnlich ungünstige klimatische Verhältnisse erschwert, zog sich eine Zeitlang ohne rechten Erfolg hin, bis die in Windhuk stationierte Truppe eingriff.Bei Grootberg kam es zu einem entscheidenden Gefecht, nach dem sich die Führer der Aufständischen mit 150 waffenfähigen Männern und 300 Frauen und Kindern ergaben. Die von dem Unterkapitän Kambatta geführten Herero wurden ebenfalls gefangen; nur Kambatta selbst entkam mit einigen Leuten in das Kaokoveld. Sein Land wurde als Regierungsland eingezogen.Auch das Jahr 1898 ging nicht ohne einige kleinere Aufstände vorüber, deren Niederwerfung der inzwischen um weitere 400 Mann vermehrten Schutztruppe keine allzu großen Schwieigkieten bereitete. um so bedeutsamer waren die Aufgaben friedlicher Natur, die ihr während der verhältnismäßig ruhigen nächsten Jahre zufielen.

              Man kann die in Krieg und Frieden von den wackeren Schutztrupplern aus jener Zeit geforderten Leistungen nicht besser charakterisieren, als es einer unserer ältesten und erfahrensten Südwestafrikaner, Major K.Schawbe, tut, wenn er schreibt: „Noch durchbrach keine Eisenbahn den Gürtel der Küstenwüsten, kein Telegraph überwand spielend die unendlichen Weiten dieser Steppenländer, und oft dezimierten Krankheiten die Reit- und Zugtiere, so daß die Truppe gezwungen war, gewaltige Entfernungen im afrikanischen Sonnenbrand im Fußmarsch zu überwinden... Auf den sandigen Wüstenstraßen, deren Lauf durch zahllose Kadaver an Lungenseuche und Überanstrengung eingegangener Zugochsen bezeichnet wurde, wanden sich, in ungeheure Staubwolken eingehüllt, knarrende Ochsenwagenzüge dahin, die von starken Abteilungen der Truppe eskortiert werden mußten. Sie führten in ununterbrochener Folge Proviant und Kriegsmaterial von der Küste nach Windhuk, und von dort fanden die Güter ihren Weg in die ferner liegenden Stationen.

                Auf diesen wuchsen in monate-, ja jahrelanger Arbeit die aus Feldsteinen und Ziegelmauerwerk gefügten Festen empor.  Auf den Stationen rauchten- in schweren Zeiten oft Tag und Nacht hindurch- die Schmiedefeuer, es knirschten die Sägen und klangen die Beile der Zimmerleute, wenn es nach langem Kriegszuge galt, die schweren Ochsenwagen, Kanonenräder und das andere Heergerät schnell wieder instand zu setzen.- Daneben waren einzelne Abteilungen, öfter auch ganze Kompanien, wochen- und monatelang damit beschäftigt, die Hauptverkehrsstraßen, vor allem auf dem langen Wege zur Küste, zu verbessern. Hier mußte gegraben, gerodet und gesprengt werden, althergebrachte zwecklose Umwege wurden durch günstigere Linienführung verbessert und so allmählich dem Verkehr zwischen den Hauptorten der von den Deutschen besetzten Landesteile und der Küste eine vorteilhaftere Grundlage gegeben."

                  Daß daneben die militärische Ausbildung der Truppe nicht vernachlässigt werden durfte, bedarf es kaum der Erwähnung. Dem Felddienst, der Übung im Reiten, der Pflege der Pfrede, der Instandsetzung der Bekleidung, Ausrüstung und Waffen mußte die höchste Aufmersamkeit gewidmet werden, und die Offiziere, die damals auch noch überall die Geschäfte der Zivilverwaltung, der Postbehörde usw. wahrzunehmen hatten, waren ebensowenig auf Rosen gebettet als die wackeren Unteroffiziere auf den verschiedenen, weit voneinander entfernt liegenden Stationen und Forts, deren Aufgabe durchweg ebenso verantwortungsschwer als gefahrenvoll war.

                    Die Jahre 1897 bis 1903 waren für Deutsch-Südwestafrika die Zeit eines großartigen Aufschwungs, an dessen Herbeiführung die kraftvolle und zielbewußte Leitung durch den Major Leutwein ebenso großen Anteil hatte, als die unermüdliche und ungeheuer vielseitige Tätigkeit der durch eingentliche kriegerische Unternehmungen wenig beanspruchten Schutztruppe. Die Ansiedlung deutscher Farmer und Kaufleute nahm ständig zu, und einen gewaltigen Fortschritt bedeutete die Vollendung der ersten Eisenbahnlinie, der Strecke Swakopmund-Windhuk, die am 1. Juni 1902 dem Verkehr übergeben werden konnte.

                      Aber mitten in diese hoffnungsvolle Entwicklung hinein fiel dann der furchtbare Schlag, der alles bisher Errungene wieder zu vrnichten drohte: der große Hereroaufstand vom jahr 1904. Vorausgegangen waren ihm im Oktober 1903 die in Warmbad unter den Bondelzwaarts ausgebrochenen Unruhen, zu deren Niederwerfung Gouverneur Leutwein alle verfügbaren Truppen aus dem Groß-Nama- und dem Hererolande hatte nach dem Süden werfen müssen.Diese für sie günstige Situation benützen die von ihrem Oberhäuptling Samuel Maharero geleiteten Herero zur Vorbereitung eines Aufstandes, der im Januar 1904 gleichzeitig an den verschiedensten Punkten ausbrach. Die Lage war für die deutschen Ansiedler wie für ihre Verteidiger zunächst äußerst bedrohlich.

                        Okahandja war vom 12. bis 27. Januar eingeschlossen, Omaruru vom 17. Januar bis 6. Februar, Gobabis, Hohewarte und Geeis vom 15. bis 25. Januar, Okombahe vom 16. Januar bis 6. Februar. Windhuk, Karibib, Outjo und Grootfontein waren schwer bedroht. Kleinere Stationen, wie Otjiwa und Mitvley, Waterberg und Otjituo wurden überrumpelt und die Weißen überall niedergemacht. Acht anderen Besatzungen gelang es zwischen dem 13. Januar und dem 3. Februar, sich nach größeren Orten durchzuschlagen. Bis Ende Januar hatten die Herero das in Betracht kommende Kolonialgebiet vollständig verwüstet und einen Schaden von mehr als 7 Millionen Mark angerichtet.Bis zur Rückkehr des Obersten Leutwein, der erst am 13. Februar wieder in Swakopmund eintreffen konnte, war man bei der Verteidigung auf sehr geringfügige Streitkräfte angewiesen.

                          Die erste Hilfe kam von dem Landungskorps des kleinen Kreuzers „Habicht", das im Verein mit Abteilungen der Schutztruppe und Freiwilligen den Aufständischen im Swakoptal harte Kämpfe lieferte. Das in größter Eile aus Deutschland entsandte Seebataillon vermochte ebenfalls verhältnismäßig frühzeitig einzugreifen, und für den Geist, der die Kämpfenden beseelte, spricht wohl am beredesten die Tatsache, daß zu einer Zeit, wo die ganze deutsche Streitmacht aus 3 Offizieren, 140 Mann und 400 aus Ansiedlern gebildeten Freiwilligen bestand, unter neununddreißig blutigen Zusammenstößen die Deutschen siebenundzwanzigmal die Angreifer gewesen waren. Während der folgenden Wochen, die bei der Ungleichheit der Streitkräfte wohl viele mehr oder weniger schwere Gefechte, aber keine Entscheidung brachten, trafen in rascher Folge weitere Verstärkungen aus Deutschland ein, so daß die Schutztruppe schom am 1. Mai aus ihrer Friedensstärke von 34 Offizieren und 785 Mann auf 157 Offiziere und 3279 Mann gebracht worden war.

                            Die großen Verluste durch Tod und Verwundung, durch Strapazen und namentlich durch den rasch um sich greifenden Typhus minderten diesen Bestand freilich wieder herab, und in Anbetracht der ungeheuren Überzahl der gutbewaffneten und ausgezeichnet schießenden Aufständischen war an ein Niederwerfen des Aufstandes mit solchen Hilfsmitteln um so weniger zu denken als die beispiellosen Schwierigkeiten des wasserlosen, von Dorngestrüpp durchsetzten Geländes geradezu übermenschliche Anforderungen an die Truppen stellten.Mitte Juni übernahm der Generalleutnant v. Trotha den Oberbefehl über die Schutztruppe, die im Juli bereits aus ungefähr 300 Offizieren und Ärzten und aus 7200 Mann bestand. Die Aufständischen, die in den schweren Kämpfen bei Otjihinamaparero und Onganjira, bei Owikokorero und Okaharui bereits empfindliche Niederlagen erlitten hatten, zogen sich im August um den Waterberg zusammen, wo General v. Trotha in zweitägigem, blutigem Ringen ihre stark befestigten Stellungen erstürmte.

                              Nur einem Teil der geschlagenen Herero gelang es, nach Südosten in das Sandfeld zu entweichen, von wo er sich dann später, durch hartnäckige Verfolgung gezwungen, wieder nach Norden wandte. Die Schlacht am Waterberg würde einen entscheidenden Sieg und den Anfang vom Ende des Aufstandes bedeutet haben, wenn nicht jetzt etwas ganz Unvorhergesehenes eingetreten wäre. Während sich am Oranje die Bondelzwaarts unter ihrem Führer Morenga von neuem erhoben und andere Hottentottenstämme Miene machten, sich ihnen anzuschließen, gab plötzlich der völlig unerwartete Abfall des für unbedingt treu und zuverlässig gehaltenen alten Hendrik Witbooi das Signal zu einer allgemeinen Erhebung, die den ganzen Süden der Kolonie umfaßte. Von diesem Augenblick an wurde der Kampf so leidenschaftlich und erbittert, wie es in der Geschichte der Kolonialkriege vielleicht ohne Beispiel ist. Was die heldenhaften deutschen Krieger zwei volle Jahre hindurch auf den weiten Felsengebirgen an todesverachtender Tapferkeit und opfermutiger Ausdauer bewiesen haben, wird durch keine andere kriegerische Großtat deutscher Soldaten übertroffen oder nur erreicht.

                                Hier handelte sich´s nicht mehr um hervorragende Leistungen einzelner, sondern hier hat jeder ohne Ausnahme alles eingesetzt, was der Mann im Kampf um die Ehre seiner Nation überhaupt einzusetzen vermag, und es muß immer wieder ausgeprochen werden, daß die Verdienste der deutschen Schutztruppe während jener furchtbaren zwei Jahre im großen deutschen Vaterlande nicht die allgemeine und dankbare Würdigung gefunden haben, auf die sie gerechten Anspruch erhaben durften. Kann man es auch vielleicht verstehen, daß der südwestafrikanische Krieg in Deutschland nicht populär war, und daß sein Verlauf bis in die höchsten Kreise hinauf mit einem gewissen Mißvergnügen verfolgt wurde, so werden die glorreichen Taten unserer wackeren Söhne, die da drüben verbluteten und verdursteten, an Erschöpfung oder an qualvoller Krankheit starben, dadurch doch um nichts verringert, und wenn man kommenden Geschlechtern mit begeisterten Worten von den glorreichen Schlachten der Befreiungskriege oder des letzten deutsch-französischen Feldzuges erzählt, sollte man wahrlich nicht vergessen, ihnen auch von den Gefechten des Oberstleutnants v. Deimling im Auobtal, des Majors Meister an der Wasserstelle Groß-Nabas, des Majors v. Estorff gegen Hendrik Witbooi, von den Kämpfen in den Karasbergen und von all den anderen blutigen Scharmützeln zu erzählen, die unauslöschlich in den Ehrenbüchern des deutschen Heeres stehen werden, auch wenn die Braven, die dort gefochten, nicht durch den lauten Siegesjubel einer ganzen Nation belohnt wurden.

                                  Schon am 29. Oktober 1905 war Hendrik Witbooi im Gefecht bei Fahlgras schwer verwundet woirden. Am 2. Novemvber hatte er noch die Wahl seines ältesten Sohnes Isaak zum Kapitän der Witbooi-Hottentotten veranlaßt, und am 3. November war er gestorben. Isaak Witbooi unterwarf sich später und erhielt seinen Wohnsitz in Otavi angewiesen. Sein jüngerer Bruder Klein-Hendrik stellte sich im August 1907 dem Gouverneur v. Lindequist in Keetmanshoop. Am 23. Dezember 1906 unterwarfen sich in dem Frieden von Kalkfontein die Bondelzwaarts dem Oberstleutnant v. Estorff, und damit war der große Aufstand beendet. Auf der Liste der Opfer, mit denen bei seiner Niederwerfung die unbefleckte Ehre des deutschen Namens bezahlt werden mußte, stehen die Namen von 104 Offizieren, 13 Sanitätsoffizieren, 16 höheren Beamten, 293 Unteroffizieren und 1586 Mannschaften.

                                    Ist es nötig, diesen Zahlen noch ein einziges weiteres Wort zum Ruhme der deutschen Schutztruppe in Südwestafrika hinzuzufügen? Heute beträgt die Stärke der Truppe nur noch 1970 Mann, und es ist vielleicht davon gesprochen worden, sie weiter zu verringern. Kenner der Verhältnisse warnen davor, weil sie die Lage in Südwestafrika noch keineswegs für so gesichert halten, daß man mit der Möglichkeit plötzlich aufflammender, großer Aufstände überhaupt nicht mehr zu rechnen habe. Hoffen wir, daß ihre Besorgnisse sich als grundlos erweisen, und daß uns weitere Opfer an kostbarem Blut erspart bleiebn, obwohl wir ja die Gewißheit hegen dürfen, daß sie ebenso freudig gebracht werden würden, wie in jenen dreihundertneunundvierzig Gefechten, die die Schutztruppe in den ersten fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens siegreich ausgekämpft hat.


                                     

                                     
                                     
                                     
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