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Über die Feldküche und verwandte Themen

Das Eßgeschirr
 

Das Eßgeschirr wurde 1908 eingeführt.
Es ist leicht nierenförmig, faßt 2 l Flüssigkeit
und ist mit 4 Teilstrichen zu je ¼ l markiert.
Der Deckel ist mit dem Griff über einen Schar-
nierstift fest verbunden und faßt ¼ l. Dieses
Modell löste das ältere, schon seit den 1850er
Jahren verwendete ab; das Vorgängermodell
war ähnlich in der Form, geringfügig größer
(preußisches Hohlmaß) und aus verzinntem
Eisenblech hergestellt; am Deckel war der Griff separat angesteckt.

Mit der Einführung der Truppenverpflegung aus Feldküchen 1908
wurde das bisher als Kochgeschirr bezeichnete Modell, welches
definitiv auch zum Abkochen verwendet wurde, durch das jetzt
aus Aluminium gefertigte Eßgeschirr abgelöst, das hauptsächlich
zum Essen und nicht mehr zum Kochen verwendet werden sollte.

Der Name Kochgeschirr hat sich allerdings für alle Ausrüstungen
dieser Art bis heute noch parallel erhalten.  Das Eßgeschirr 1908
war aus Aluminium gefertigt und mit einem schwarzen, halbmatten
Schutzanstrich versehen; die alten Kochgeschirre wurden ebenfalls
geschwärzt. Auf dem oberen Bild ist das erste Modell zu sehen,
welches noch über einen mehrlagigen, genieteten Grieff aus Alu
verfügt; ab etwa 1910 kam ein verbessertes Modell heraus, das
jetzt einen einteiligen, geformten Griff hatte. Am Deckelscharnier
war der obere Teil jetzt rechtwinklig abgebogen, um dem Tornister-
riemen besseren Halt zu geben.

Eßgeschirr 1908/2. Modell
Aus praktischen Gründen war der Griff nun aus
Eisenblech, weil Aluminium bekantlich ein guter
Wärmeleiter ist und der Alugriff den Soldaten
zu heiß wurde. Während des Kriegs wurden auch
Eßgeschirre aus Ersatzmaterialien gefertigt, darun-
ter solche aus Emaille und Eisenblech mit farbigen
Speziallackierung innen. Sie waren bei der Truppe
nicht sehr beliebt, weil sie schwerer waren und
anfällig für Beschädigung der Emaillierung oder der inneren Lackschicht.
Einige emaillierte  Modelle wurden in feldgrauer Farbe hergestellt, an-
sonsten waren auch die Ersatzfertigungen schwarz lackiert.

Die Reichswehr führte 1931 eine
komplett neue Ausrüstungsserie
ein, die auch ein neues Eßgeschirr
beinhaltete; das Modell von 1908 ist
aber noch bis 1940 gefertigt worden
und daher heute noch relativ gut
zu bekommen. Ab 1931 erhielt die
Reichswehr auch ein neues Eßbesteck,
welches im Brotbeutel zu tragen sein
sollte; das alte Eßbesteck sollte im Eßgeschirr verstaut werden, deshalb
haben die vor 1931 hergestellten „hohen" Geschirre innen links am Rand
eine Einbuchtung und rechts eingenietet eine Nase, wo das Eßbesteck
stramm und klapperfrei eingelegt werden kann.

Eine richtige Alternative zum Erwerb eines originalen Eßgeschirrs gibt
es nicht wirklich; die Geschirre der Wehrmacht, Bundeswehr und NVA
können ihre Herkunft nicht verleugnen, sehen aber auf den ersten Blick
anders aus; sie fassen nur ¾ l und sind deutlich kleiner.
 

Mit etwas handwerklichem Geschick „umstricken"
läßt sich das schweizer Eßgeschirr 1882, das noch
leicht und preiswert zu bekommen ist- hier muß
dann ein neuer Griff geferigt werden. Ansonsten
ist es mit dem deutschen 1908 nicht baugleich,
aber ähnlichst. Den ausgezeichneten Bundeswehr-,
Polizei-, THW-, Rotkreuz- und ähnlichen Modellen
fehlen in der Höhe einfach 2,5 cm, und der Griff
ist ebenfalls vollkommen anders.