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Nach dieser historischen Einleitung nunmehr zum Gebrauch der
deutschen Schriften. Gleich zu Beginn einige Besonderheiten der
deutschen Schrift und Sprache: Das „lange S"  ist uns im Laufe
des letzten Jahrhunderts verloren gegangen.

Alles nur ein Buchstabe - Antiqua, Fraktur, Sütterlin.

Das uns heute vertraute und bekannte Buchstabe s in seiner
Schlangenform ist die jüngste und aktuelle Form. In früheren Zeiten,
seit Anbeginn der Schrift, wurde hierfür die o.a. lange Form benutzt.
Das „Schlangen-S" hat sich erst sehr viel später entwickelt, und in
einer Zeit, als Bücher noch von Hand, und zwar in Schmuckschrift
geschrieben wurden. Es wurde ausschließlich am Ende des Wortes
verwendet, später auch am Ende eines Wortstamms. Auch die An-
tiqua-Schrift kennt das „lange S"- es wird nur heute nicht mehr
verwendet.  In der Fraktur und in der deutschen Handschrift aber
sehr wohl, und deshalb kann man sich hier bei der Verwendung des
falschen „S" sehr leicht blamieren. Erschwerend kommt hinzu, daß
bei Trennungen das lange zum kurzen S mutieren kann. Wie immer
hierzu:

Im Zweifelsfall gilt der Duden.
 
Eine frühe Form der privatisierung: Diese Redewendung ist uns vertraut, hat
aber eine geradezu politische Bedeutung: Im Jahre 1956 konnte man sich auf
einer der gemeinsamen Konferenz der deutschsprachigen Staaten nicht einigen-
zu groß war nicht der Gegensatz der Ansichten über die Orthographie in der
Sowjetzone und der Bundesrepublik Deutschland, aber die politische Kluft.
In beiden Systemen- es gab ja zunächst auch einen Ost-Duden- wurde ein
privater Verlag bzw.dessen volkseigener Pendant zum Wahrer der Sprache
mit einer hoheitlichen Aufgabe betraut: Der Wahrung der Sprachhoheit.

Als immerwährendes Beispiel sonstiger Vorzüge der zwei „S" wird das Wort
Wachstube gerne benutzt: Mit kurzem „S" bezeichnet es ganz eindeutig
eine Tube, die Wachs enthält- zum Beispiel für die Steifheit des wilhelmi-
nischen Schnurrbart, mit langem „S" bezeichnet es den Ort, wo die Träger
desselben Dienst leisten: Die Stube der Wache. Mit nur einem „S" hilft da nur
den Bindestrich: Wachstube und Wach-Stube.

Es-Zett
 

Eine weitere Besonderheit der deutschen Schrift ist das Es-Zett, eine
Ligatur= zusammengesetzter Buchstabe. Diese Ligatur wird mit der neuen
Rechtschreibung abgeschafft, und durch Doppel-S ersetzt. Vollkommen zu
Recht, denn nur der Name ist falsch- was wie oben gezeigt in Fraktur aus-
sieht, wie eine Zusammenziehung von „langen S" und „Z" , ist in Wirklichkeit
die Verbindung von einem „langen S" mit einem spiegelverkehrtem „kurzem S",
und bezeichnet den Doppellaut „SS". Der Duden hat in allen Ausgaben schon
immer darauf hingewiesen, wie das „ß" korrekt zu ersetzten ist, wenn die
Ligatur auf der Schreibmaschine oder im Bleisatz fehlt: Stets durch „SS",
nie mit „SZ".  Eine sprachliche Verirrung findet sich nur während der braunen
Diktatur- Duden-Ausgaben zwischen 1934 und 1941 wollen für Kleinschreibung
„ss" und Großschreibung „SZ" lehren: „PREUSZEN" statt „PREUSSEN".

Die schon angesprochenen Ligaturen gewinnen im Bleisatz weitere Bedeu-
tung, und machen dem heutigen Freizeit- Frakturschreiber das Leben schwer.
Weil die Frakturschrift eine gebrochene Zierschrift ist, stehen manche Teile des
Buchstabens über die Grundfläche hinaus, und deshalb entstehen unschöne
Abstände zum nächsten Buchstaben. Deshalb hat man die Ligaturen eingeführt-
zusammengesetzte Zeichen aus Buchstabengruppen. Im alten Bleisatz gibt es also
eigene Zeichen für Buchstabenkombinationen, und wer eine der heute für den
Heim-PC erhältlichen Schriften verwenden will, ist gut beraten, die Schrift in der
mit Windows mitgelieferten Zeichentabelle oder Hilfsprogrammen mal zu betrachten,
ob auch alle Ligaturen enthalten sind. Schon zu Zeiten des Bleisatzes gab es
verschiedene Stufen in Hinsicht auf vorhandene Ligaturen. Für folgende Buch-
stabenkombinationen gibt es im Fraktursatz eigene Zeichen, in guten Fraktur-
schriften für den Rechner Sonderzeichen:
 

ch – ck – ff – fi – fl – ft – ll
sch – si – sl – ss – st – tt – tz
Wobei noch zu beachten ist, daß Doppellaute je nach Wortherkunft als Ligatur
oder doppelte Folge von Einzelbuchstaben gesetzt werden können. Wie man sieht,
garnicht so einfach - deshalb gab es ja auch früher den (Ausbildungs-) Beruf des
Schriftsetzers. Dankenswerterweise gibt es heute aber eine Internetseiten, die sich
mit Typographie u.ä. beschäftigen, und kostenlos Informationen über die gute Schrift
und ihre Anwendung anbieten- auch wenn es für diese Seite wieder mal nicht gelangt
hat. Beispiele für Ligaturen im Fraktursatz: ch-ck-ff-fl-ft-sch-si-fl-ff:

Im Zweifelsfall gilt der Duden- auch vor 1956. Wer mit dem PC Fraktur setzen will,
ist gut beraten, sich auf einem Flohmarkt einen antiquarischen Duden zu verschaffen,
dann kann auch nichts schief gehen. Und ansonsten gilt: Üben, üben, üben.

Es gibt auch heute noch Vereine und Gesellschaften , die sich der Pflege der
Sütterlin- und Kurrentschrift verschrieben haben, und diese auch als lehrenswert
erachten- weil gerade die Kurrentschrift , anders als die lateinische Schrift, durch
ihre aufbauende Gestaltung dem Lese- und Schreibanfänger leichter vermittelbar ist.
In der Tat ist die Kurrentschrift einfach zu erlernen, weil sie wenige Grundformen
variiert.Als Beispiel der Kleinschreibung:

c-i-j-m-n-u

aus dem „C" wird durch den Punkt ein „I", mit Unterstrich ein „J".
Das M hat drei Aufstriche und drei Abstriche, das N deren zwei,
mit waagerechtem  „U-Strich", dem deutschen „Akzent", wird aus
dem „N" ein „U". Und aus dem Mittelalter hat sich in die gleichermaßen
sparsame preußische Neuzeit herübergerettet, daß Doppellaute durch
Anfügen eines waagerechten Striches über dem einzelnen Buchstaben als
Doppellaut gelten.



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