Nach dieser historischen Einleitung nunmehr
zum Gebrauch der
deutschen Schriften. Gleich zu Beginn einige Besonderheiten
der
deutschen Schrift und Sprache: Das „lange S"
ist uns im Laufe
des letzten Jahrhunderts verloren gegangen.
Alles nur ein Buchstabe - Antiqua, Fraktur, Sütterlin.
Das uns heute vertraute und bekannte Buchstabe
s in seiner
Schlangenform ist die jüngste und aktuelle
Form. In früheren Zeiten,
seit Anbeginn der Schrift, wurde hierfür
die o.a. lange Form benutzt.
Das „Schlangen-S" hat sich erst sehr viel später
entwickelt, und in
einer Zeit, als Bücher noch von Hand, und
zwar in Schmuckschrift
geschrieben wurden. Es wurde ausschließlich
am Ende des Wortes
verwendet, später auch am Ende eines Wortstamms.
Auch die An-
tiqua-Schrift kennt das „lange S"- es wird nur
heute nicht mehr
verwendet. In der Fraktur und in der deutschen
Handschrift aber
sehr wohl, und deshalb kann man sich hier bei
der Verwendung des
falschen „S" sehr leicht blamieren. Erschwerend
kommt hinzu, daß
bei Trennungen das lange zum kurzen S mutieren
kann. Wie immer
hierzu:
Eine frühe Form der privatisierung: Diese Redewendung ist uns vertraut, hatIm Zweifelsfall gilt der Duden.
Als immerwährendes Beispiel sonstiger Vorzüge
der zwei „S" wird das Wort
Wachstube gerne benutzt: Mit kurzem „S" bezeichnet
es ganz eindeutig
eine Tube, die Wachs enthält- zum Beispiel
für die Steifheit des wilhelmi-
nischen Schnurrbart, mit langem „S" bezeichnet
es den Ort, wo die Träger
desselben Dienst leisten: Die Stube der Wache.
Mit nur einem „S" hilft da nur
den Bindestrich: Wachstube und Wach-Stube.
Es-Zett
Eine weitere Besonderheit der deutschen
Schrift ist das Es-Zett, eine
Ligatur= zusammengesetzter Buchstabe. Diese Ligatur
wird mit der neuen
Rechtschreibung abgeschafft, und durch Doppel-S
ersetzt. Vollkommen zu
Recht, denn nur der Name ist falsch- was wie oben
gezeigt in Fraktur aus-
sieht, wie eine Zusammenziehung von „langen S"
und „Z" , ist in Wirklichkeit
die Verbindung von einem „langen S" mit einem
spiegelverkehrtem „kurzem S",
und bezeichnet den Doppellaut „SS". Der Duden
hat in allen Ausgaben schon
immer darauf hingewiesen, wie das „ß" korrekt
zu ersetzten ist, wenn die
Ligatur auf der Schreibmaschine oder im Bleisatz
fehlt: Stets durch „SS",
nie mit „SZ". Eine sprachliche Verirrung
findet sich nur während der braunen
Diktatur- Duden-Ausgaben zwischen 1934 und 1941
wollen für Kleinschreibung
„ss" und Großschreibung „SZ" lehren: „PREUSZEN"
statt „PREUSSEN".
Die schon angesprochenen Ligaturen gewinnen
im Bleisatz weitere Bedeu-
tung, und machen dem heutigen Freizeit- Frakturschreiber
das Leben schwer.
Weil die Frakturschrift eine gebrochene Zierschrift
ist, stehen manche Teile des
Buchstabens über die Grundfläche hinaus,
und deshalb entstehen unschöne
Abstände zum nächsten Buchstaben. Deshalb
hat man die Ligaturen eingeführt-
zusammengesetzte Zeichen aus Buchstabengruppen.
Im alten Bleisatz gibt es also
eigene Zeichen für Buchstabenkombinationen,
und wer eine der heute für den
Heim-PC erhältlichen Schriften verwenden
will, ist gut beraten, die Schrift in der
mit Windows mitgelieferten Zeichentabelle oder
Hilfsprogrammen mal zu betrachten,
ob auch alle Ligaturen enthalten sind. Schon zu
Zeiten des Bleisatzes gab es
verschiedene Stufen in Hinsicht auf vorhandene
Ligaturen. Für folgende Buch-
stabenkombinationen gibt es im Fraktursatz eigene
Zeichen, in guten Fraktur-
schriften für den Rechner Sonderzeichen:
Wobei noch zu beachten ist, daß Doppellaute je nach Wortherkunft als Ligaturch – ck – ff – fi – fl – ft – ll
sch – si – sl – ss – st – tt – tz
Im Zweifelsfall gilt der Duden- auch vor 1956.
Wer mit dem PC Fraktur setzen will,
ist gut beraten, sich auf einem Flohmarkt einen
antiquarischen Duden zu verschaffen,
dann kann auch nichts schief gehen. Und ansonsten
gilt: Üben, üben, üben.
Es gibt auch heute noch Vereine und Gesellschaften
, die sich der Pflege der
Sütterlin- und Kurrentschrift verschrieben
haben, und diese auch als lehrenswert
erachten- weil gerade die Kurrentschrift , anders
als die lateinische Schrift, durch
ihre aufbauende Gestaltung dem Lese- und Schreibanfänger
leichter vermittelbar ist.
In der Tat ist die Kurrentschrift einfach zu erlernen,
weil sie wenige Grundformen
variiert.Als Beispiel der Kleinschreibung:
c-i-j-m-n-u
aus dem „C" wird durch den Punkt ein „I", mit Unterstrich ein „J".
Das M hat drei Aufstriche und drei Abstriche, das N deren zwei,
mit waagerechtem „U-Strich", dem deutschen
„Akzent", wird aus
dem „N" ein „U". Und aus dem Mittelalter hat sich
in die gleichermaßen
sparsame preußische Neuzeit herübergerettet,
daß Doppellaute durch
Anfügen eines waagerechten Striches über
dem einzelnen Buchstaben als
Doppellaut gelten.