Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
nahm zum
100ten Jahrestag der Niederschlagung des Hereroaufstandes
in Namibia teil
und bat um Vergebung für die Greueltaten
der deutschen Kolonialmacht.
Zitiert aus Onlineausgabe der "Tagesschau":
"Ich gedenke mit Hochachtung Ihrer Vorfahren,
die im Kampf gegen ihre
deutschen Unterdrücker gestorben sind",
sagte Wieczorek-Zeul vor mehreren
tausend Herero am Ort der Schlacht. "Verblendet
von kolonialem Wahn" hätten
Deutsche "Gewalt, Diskriminierung, Rassismus
und Vernichtung" über das Land
gebracht. Heute würden die Verbrechen
von damals als Völkermord bezeichnet
und der Oberbefehlshaber der deutschen Kolonialtruppe,
General Lothar von Trotha,
vor Gericht verurteilt. Bei der Gedenkfeier
rief die Ministerin zur Versöhnung auf.
Voraussetzung dafür seien "bewusste Erinnerung"
und "tiefe Trauer".
Auf der Homepage der Bundesregierung ist zu lesen:
"Ich bitte Sie um Vergebung unserer Schuld,"
sagte Wieczorek-Zeul bewegt
am 14. August bei der Gedenkfeier zum 100.
Jahrestag der gewaltsamen
Niederschlagung des Aufstands der Herero und
Nama durch die kaiserlichen
Truppen in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika
(heute Namibia).
Mit Wieczorek-Zeul nahm erstmals ein Mitglied
einer Bundesregierung an den
Feierlichkeiten teil. Deutsche Soldaten der
Kolonialmacht hatten vor hundert
Jahren etwa 70.000 Menschen getötet.
Der "Spiegel" berichtet:
Okakarara - Zum 100. Jahrestag der Niederschlagung
des Herero-Aufstands in
Namibia hatte Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
(SPD) bei Okakarara an
den zentralen Gedenkfeiern teilgenommen. Bei
der Gelegenheit entschuldigte
sie sich für den von deutschen Soldaten
begangenen "Völkermord".
Über 100
Jahre Hereroaufstand haben wir schon einmal berichtet.
Neu hinzugefügt haben wir eine kurze Abhandlung
von Alexander Cormans
aus dem Jahre 1914 über die Schutztruppe
in Südwest. Wir gedenken den Toten
des Hereroaufstands hier: 1904-
der große Hereroaufstand.
Über die Rede der Bundesentwicklungsministerien
darf man ruhig geteilter
Meinung sein. Es hat in Deutsch-Südwest keinen
Völkermord an den Herero
gegeben. Und auch wenn Bundesregierung, Spiegel
und Tagesschau es so
berichten: Deutsche Soldaten haben nicht 70.000
Herero getötet. Der Vorwurf
eines Völkermords und einer Zahl von 70.000
Getöteten ist weder juristisch haltbar
noch faktisch belegbar.
"Heute würden die Verbrechen von damals
als Völkermord bezeichnet und der Oberbefehls-
haber der deutschen Kolonialtruppe, General
Lothar von Trotha, vor Gericht verurteilt."
wird die Bundesentwicklungsministerin zitiert.
Das ist barer Unsinn und entbehrt
jeglicher Logik. Heute hat Deutschland keine Kolonien
und ist nicht in Kolonialkriege
verwickelt. Es ist nicht unzulässig, historische
Ereignisse aus anderer als der
damaligen Sicht zu kommentieren und neu zu bewerten.
Fakt ist jedoch, daß es
sich bei diesen Ereignissen um einen Kolonialkrieg
mit den damals üblichen Para-
metern gehandelt hat, bei dem das damalige Völker-
und Kriegsrecht nicht verletzt
wurde.
Aber Fakten zählen hier nicht. Frau Wieczorek-Zeul,
nach Angaben des Spiegels
bei ihrer Rede gerührt und den Tränen
nahe, hatte hier auch eine eher unangenehme
Aufgabe zu erfüllen: Als Vertreter der Bundesregierung
an einer Gedenkfeier im
heutigen Namibia zum 100ten Jahrestag der Niederschlagung
des Hereroaufstandes
teilzunehmen, den Nachfahren der Aufständigen
zugleich aufrechtes Bedauern im
Sinne, aber bloß nicht der Form einer Entschuldigung
zu vermitteln, und gleichzeitig
zu vermeiden, ein wohl vorhandenes moralisches
Schuldgefühl zu artikulieren- aus
Kostengründen im Falle einer Klage der Herero
um materielle Wiedergutmachung
im Rahmen eines Zivilprozesses.
Die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger
des Deutschen Reichs sucht
also einen moralischen Ausgleich mit einer namibischen
Bevölkerungsgruppe, deren
Vorfahren als Untertanen des Reiches einen gescheiterten
Aufstand versucht hatten.
Das ist löblich und zu unterstützen;
richtig moralinsauer stößt auf, daß es hier beiden
Seiten nicht um die Sache geht, sondern um einen
moralischen Bewertung, die nach
heutigen Gepflogenheiten materiell bewertbar zu
sein scheint- Geld.
Eine aktuelle wissenschaftliche Aufarbeitung des
großen Hereroaufstandes von 1904
steht noch aus; ein ernsthaftes Interesse daran
scheint nicht zu bestehen. Die These
vom Völkermord an den Herero wurde in den
1960er Jahren in den in der DDR erschie-
nenen Publikationen über die deutsche Kolonialzeit
und den Imperialismus erstmals in
die Welt gesetzt. Dabei standen den Autoren in
Ostberlin die von den Sowjets an Ost-
Berlin zurückgegebenen Bestände des
Reichskolonialamtes zur Verfügung. Im Westen
standen zu dieser Zeit keine Quellen zur
Verfügung; was an Beständen in Deutsch-
Südwest vorhanden war, ist nach 1915 an die
Engländer und Südafrikaner gefallen und
mag noch heute in London im Archiv ruhen. In einem
1919 erschienenen Blaubuches
von britischer Seite gegen die deutsche Kolonialverwaltung
wurde das Material teil-
weise verwendet; das Blaubuch wurde 1925 wegen
der offensichtlichen Unhaltbarkeit
des Inhaltes offiziell zurückgezogen.
Seit 1989 stehen jedoch die Archive des Reichskolonialamtes
wieder zur Verfügung;
Kopien der Mikroverfilmung als Geschenk der Bundesregierung
auch in Namibia. An
einer Quellenauswertung ist aber wohl niemand
interessiert. Deshalb wird die kos-
metische Lösung bevorzugt - die Bundesministerin
bittet um Vergebung, und ist
dabei sichtlich gerührt. Mit Adresse an die
Hereros gedenkt sie ".. mit Hochachtung
Ihrer Vorfahren, die im Kampf gegen ihre deutschen
Unterdrücker gestorben sind.."
Über die deutschen Opfer des Hereroaufstandes
hat sie kein Wort verloren. Schon
gar nicht über die Gefallenen der Schutztruppe.
Auf der Homepage der Bundesregierung
"Bundesregierung Online" steht: Deutsche Soldaten
haben 70.000 Herero getötet.
na gut, genau steht dort: Deutsche Soldaten
der Kolonialmacht hatten vor hundert
Jahren etwa 70.000 Menschen getötet. Ist
das juristisch haltbar? Wohl kaum.
Ist diese Formulierung moralisch bedenklich?
Selbstverständlich. Im juristischen
Sinn waren dies von der Regierung des Deutschen
Reiches beauftragte Exekutivorgane;
die Regierung des Rechtsnachfolgers des Deutschen
Reiches unterhält zu ihrer Zeit,
das heißt: Aktuell, aktuell z.B. In Afghanistan
gerade auch eine Schutztruppe, die die
Exekutive ausführt. In diesem Fall ist es
der Regierung genehm.
Externe Links:
Ungewisse
Gewissheiten Der Herero-Deutsche Krieg von 1904
von Brigitte Lau, Windhoek
http://members.fortunecity.com/dikigoros/hererokrieg.htm