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Andere Kopfbedeckungen: Neben der Pickelhaube wird die
Feldmütze, in Form einer schirmlosen Mütze mit rundem Deckel
(Krätzchen) für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere ein-
geführt. Die Offiziere tragen aber in der Regel eine Schirmmütze,
ab 1860 nur noch Mützen mit Schirm. Die Mützen sind am Deckel
rot vorgestoßen und  haben ein rotes Mützenband. Auf dem
Mützenband wird die preußische Kokarde getragen. Ab 1897
wird auf der Mütze über der Landeskokarde zusätzlich eine
Reichskokarde getragen.

1847/48 entfallen die Bandoliers, und es wird eine Gürtelrüstung
(nach Virchow) eingeführt. Seitengewehr, Kartusch- und Pa-
tronentaschen werden jetzt an einem 45 mm breiten Koppel
getragen, das vorne mit einem geprägten Kastenschloß ver-
sehen ist, auf dem die preußische Krone mit dem Wahlspruch
"Gott mit uns" gezeigt wird. Die Riemen des Tornisters werden
jetzt zweiteilig, wobei der breite, vordere Riemen mit einem
Messinghaken in das Koppel greift. Nach  150 Jahren ist das
45 mm breite Koppel mit Kastenschloß noch immer bei Feuerwehr
u.ä. Organisationen in Gebrauch, wie es auch Teil der Zunftbe-
kleidung geworden ist.  Das Lederzeug und Kopppel ist weiß bei
der Garde und bei einigen Linienregimentern, und wird nach 1871
für die Linie durchgängig schwarz. Zum Waffenrock werden
schwarze bzw. antrazithfarbene Hosen mit roter Biese getragen,
im Sommer auch die weißen Drillichhosen ohne Biese.

Als Rangabzeichen werden von den Offizieren zum Dienst und im
Felde statt der Epauletten Achselstücke (Schulterstücke) aus silber-
und goldfarbenem, geflochtenem bzw. parallel vernähten Litzen ge-
tragen, die in den Landesfarben durchwirkt sind. Innerhalb der Dienst-
gradgruppen zeigen silber- bzw. goldfarbene Sterne den Rang an.
Diese Achselstücke wurden bereits 1815 für die Offiziersdienstgrade
bis einschl.Capitain (Hauptmann) eingeführt, 1832 bis zum Oberst-
leutnant, 1866 durchgängig bis zum Generalfeldmarschall, wobei die
drei untersten Dienstgrade 1866 litzenbesetzte, steife Stoffklappen
erhielten. 1889 erhalten die Achselstücke ihr endgültige Form, und
haben sich in ähnlicher Form beim Bundesgrenzschutz und bei der
Nationalen Volksarmee der DDR bis in die 1990er Jahre erhalten.
Sie werden heute noch in abgewandelter Form von Schützen- und
Traditionsvereinen verwendet.

Als Schuhzeug tragen die Mannschaften weiterhin einen Halbschuh,
bis 1848 ein halbhoher Marschstiefel eingeführt wird. Die Hose wird
über dem Schuhzeug lang getragen, bis sich in den Einigungskriegen
1864/1866/1870-71 die Sitte herausgebildet hatte, im Felde die Hose
in den Stiefeln zu tragen. 1866 wurde ein neuer Marschstiefel mit hohen
Schäften eingeführt, der berühmte "Knobelbecher", der seinen Spottnamen
aber schon um 1850 erworben hatte. Die Offiziere, die ja auch bei der
Infanterie beritten waren, trugen Reitstiefel mit Sporen oder, zu gesell-
schftlichen Anläßen, Schnürschuhe. Nach 1870 erhielten die Mannschaften
zu den Knobelbechern ein zweites Paar Schuhzeug in Form eines Schnür-
stiefels. Das Schuhzeug war generell schwarz, wurde aber überwiegend
in naturfarbenem (dunkel gegerbtem) Leder ausgegeben und mußte von
der Truppe schwarz geputzt werden.

Im Sommer (nur Hose), im Biwak undbeim Kasernendienst wurde
(von Unteroffizieren und Mannschaften) ein leinener Drillichanzug aus
gebleichtem, ungefärbtem Stoff in einfachem Schnitt getragen, wie er
seit dem 18. Jahrhundert in allen Armeen üblich war. Millionen von Ar-
beitsstunden wurden auf die Säuberung desselben vertan, bis die
preußische Armee um 1915 erstmals grau eingefärbte Anzüge für
technische Truppen herausgab. Da aber die Soldaten beschäftigt
werden müssen, und das Schrubben des Drillichs nach der Gefechts-
ausbildung, weil er ja am nächsten Morgen wieder sauber sein mußte,
(aber selten durchgetrocknet war) , einen nicht zu unterschätzenden
Anteil an der Beschäftigungsfindung hat, wurde auch in späterer Zeit
von der Wehrmacht, solange man sich dieses Prozedere leisten konnte,
an die Infanterie reinweißer, gebleichter Drillich ausgegeben. Nach der
Kriegswende 1942/43 wurde der Drillichanzug nur noch feldgrau eingefärbt
ausgegeben. Die heutigen Arbeitsanzüge sind praktischerweise gleich
schwarz oder dunkelblau.

Ein Mantel in modischem Schnitt wurde
1852 eingeführt. Er war aus schwarzem Wolltuch gearbeitet, und
war für Offiziere zweirehig, ansonsten einreihig. Mit (falschen)
Taschenpatten auf der Rückseite lehnte er sich stilistisch an
den Waffenrock an. Die Mannschaftsausführung hatte blanke
Knöpfe, rot eingefaßte Schulterklappen mit der aufgestickten
Regimentsnummer, und am Kragen waren große rote Patten wie
am Waffenrock angebracht. Während die Patten am Kragen des
Waffenrocks sich bis 1870 zum vollfarbigen Kragen entwickelten,
blieben die Patten am Mantel auch an den nachfolgenden Modellen
bis zur Einführung eines feldgrauen Modells im Jahr 1915 erhalten.
Stilistisch haben sie Eingang in die Uniformen der kaiserlichen Marine
und der Kriegsmarine gefunden, und die Seestreitkräfte der DDR
haben sie bis 1990 verwendet.

Abb.: Unteroffizier im Mantel, um 1880.
(Der Corporal  trägt Litzen auf den Kragenpatten)

 

 

Der Mantel wurde zusammengerollt quer über die linke Schulter getragen,
je nach Reglement mit der zusammengebundenen Seite zunächst nach unten,
später nach oben. Nach 1871 wurde der Mantel auf dem Tornister aufgeschnallt
getragen, aber auf Bildern aus der Anfangszeit des Krieges von 1914 sieht man
noch Landwehrsoldaten, die den Mantel nach alter Art tragen.
 
 



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