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Kopfbedeckungen- die Pickelhaube

Der russischen Militärmode folgend,
löst 1842 in Preußen eine Pickelhaube
die bisher getragenen Tschakos ab. Der
Helm wird aus gepreßtem Leder gefertigt
und soll seinen Träger vor Hieb und Schlag
schützen. Am Scheitelpunkt ist er daher
besonders bewehrt- mit einem Beschlag,
der in Kreuzform tief über den Helm greift.
Darauf aufgesetzt ist eine Spitze, die
durch ihre Form an die Speerspitzen der
Krieger der Antike erinnern soll, in erster
Linie aber als Schlagabweiser gegen die
Reiterwaffen eine wichtige Funktion erfüllt.

Die Wangen sollen durch auf den ledernen Kinnriemen aufgebrachte,
gewölbte Metallplättchen geschützt werden. Diese "Schuppenkette"
ist zweiteilig, und ist am Helm durch eine außen mit einer dekorativen
Rosette abgedeckten Schraube verbunden.

Weitere Metallbewehrungen finden sich als Schiene auf der Rückseite
des Helmes, als Helmemblem und Helmband auf der Vorderseite. An der
rechten Befestigung der Schuppenkette wird eine Kokarde bemaltem Leder
in der Landesfarbe getragen. Große, rechteckig auslaufende Augen- und
Nackenschirme schützen den Soldaten vor den Unbillen der Witterung,
den Säbeln der Reiterei und den strengen Blicken seiner Vorgesetzten.
Der Augenschirm (Später: "Vorderschirm") ist zur Verstärkung am Rand
ebenfalls in Metall eingefaßt. Die Spitze ist an der Basis mit zwei Belüf-
tungslöchern versehen, zur Dekoration trägt sie unten umlaufend eine
perlenförmige Verzierung (Perlring). Die Beschläge sind in Messing aus-
geführt, für Offiziere teilweise vergoldet. Die Helmzier zeigt den preuß-
ischen Adler, noch ohne Widmungsinschrift. Zwei Befestigungsschrauben
vorne durch die Helmzier befestigen den Beschlag am Helm.

Bis 1915 erfährt der Helm viele
Änderungen. Sie folgen zwar auch
den modischen Entwicklungen, die
meisten Änderungen dienen aber
unmittelbar der Gewichtserleichte-
rung und Verbesserung des Trage-
komforts. Der Helmkörper von 1842
ist knapp 39 cm hoch, und der Helm
bringt knapp satte 2.300 Gramm auf
die Waage. Der Helm von 1915 wiegt
noch knapp 750 Gramm bei einer Höhe
von 22-23 cm. Das nebenstehende
Diagramm zeigt auf, wie vor allem die
Höhe im Laufe der Zeit reduziert wurde;
damit geht auch eine Formänderung
zum ovalen Helm mit abgeflachtem
Scheitel einher. Nachdem Mitte des
19. Jahrhunderts erstmals Hitzschlag
und Kreislaufkollaps von der Medizin als
Krankheit erkannt und Ursachenforschung
hierzu betrieben wurde, verbesserte man
auch die Belüftung des Helmes erheblich. Vorher nahm man hin, daß der liebe Gott
gelegentlich den einen oder anderen aus dem blühenden Leben unverhofft zu sich
rief- im Hochsommer fielen nicht selten Soldaten auf dem Marsch oder auf dem
Gefechtsfeld ohne erkennbaren Grund einfach tot um.


 
 
 
 

Helmentwicklung:
Infanteriehelme

Linie, 1842
Garde, 1860
Linie, 1867
 
 
 
Zeittafel zur Pickelhaube 
1842   Einführung des ersten Modells
1843 Die Schrauben der Helmzier werden auf der Rückseite des Adlers angelötet
Das Helmband entfällt
1856 Die bisher konkaven Glieder der Schuppenkette werden flach
Die Kokarde wird aus Metall gefertigt
1857 Die Helmhöhe wird verringert
1860 Die Helmhöhe wird verringert. Neuer, kleinerer Adler, jetzt mit 
Widmungsspruch "Mit Gott, für König und Vaterland"
1867 Der kreuzförmige Beschlag wird durch einen mit Splinten befestigten,
kleinen, runden Beschlag (Rundbeschlag) ersetzt. Der abgerundete
Vorderschirm ersetzt den eckigen. Die Hinterschiene entfällt. Der
Adler wird statt mit Schrauben mit Schiebern/Gleitern befestigt, 
und nochmals verkleinert.Die Spitze wird kleiner.
1871 Der Adler wird wieder mit Schrauben befestigt. Die Hinterschiene wird
wieder eingeführt.
1887 Die Vorderschirmschiene entfällt. Für Mannschaften wird statt der Schuppen-
kette ein lederner Riemen  mit einer einzelnen Schnalle als Sturmriemen eingeführt, 
der am Helm in einem simplen Haken eingehängt wird. Für Mannschaften fällt der 
Perlring weg. Die Helmspitze wird geringfügig in der Höhe verringert.
1891 Die Helmhöhe wird reduziert. Ein neuer Sturmriemen mit zwei Schnallen wird
eingeführt, der Befestigungshaken entfällt zugunsten eines Knopfes mit Nase, in
der die eingeschnittenen Metallbeschläge der Riemenende greifen. Die Vorder-
schirmschiene wird wieder eingeführt.
1895 Die Hinterschirmschiene erhält zwei Ventilationsschlitze mit Schiebern. 
Statt zwei sorgen fünf Öffnungen für Belüftung.Statt mit erhält die 
Helmzier angelötete Schlaufen, die im Helm mit Lederknebeln verkeilt werden.
1897 Die Reichskokarde schwarz-weiß-rot wird eingeführt und zusätzlich am Helm 
getragen.Die preußische Kokarde wandert auf die linke Seite.
1915 Die Messingbeschläge werden durch feldgrau lackiertes Eisenblech ersetzt.
Die Spitze wird durch einen Bajonettverschluß abnehmbar.
1915 Ersatzhelme: Statt aus Leder werden Helme auch aus Stahlblech, Filz,
stoffbezogenem Kork oder harzgetränktem Leinengewebe hergestellt.
Teilweise entfallen- je nach Hersteller und Teile-Verfügbarkeit:
Hinterschiene, Vorderschirmschiene, Kokarden.



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